Das Wüstenchamäleon Chamaeleo namaquensis kennt einen ganz besonderen Trick: Es kleidet sich tagsüber in Weiß und reflektiert damit die heiße Wüstensonne. Erst gegen Abend wird es allmählich dunkelbraun, speichert die Abendwärme und bereitet sich so auf die Kälte der Nacht vor. Forscher vom chinesischen Harbin Institute of Technology nahmen das als Inspiration zur Entwicklung einer neuen Fassadenfarbe, die beim Energiesparen helfen soll. Symbolbild schwarz und weiße Häuser Können die Häuser der Zukunft ihre Farbe wechseln? Wir verpacken unsere Gebäude in möglichst effektives Dämmmaterial, damit die Heizungswärme drinnen und die Sonnenhitze draußen bleibt. Das kostet viel Geld und Mühe, ganz besonders bei alten Bestandsgebäuden. Wie wäre es, entweder zusätzlich oder stattdessen die Strahlungsenergie der Sonne zu nutzen, und zwar anhand der Wandfarbe? Albedo, so heißt der Wert für das Rückstrahlungsvermögen einer Oberfläche. Er spannt sich von 0 bis 100 Prozent, wobei Neuschnee bei 95 Prozent und Asphalt bei 5 Prozent liegt. Das Ergebnis: Die Straßen und Bürgersteige heizen sich durch Sonneneinstrahlung auf, während der Schnee grell leuchtet und kühl bleibt. Thermisch reaktive Fassadenfarbe funktioniert im Versuch Dunkle Flächen nehmen also Energie durch Strahlung auf und dienen so als Wärmespeicher. Helle Flächen machen das Gegenteil. Die Wand- und Dachfarbe des Forscherteams um Wang Fuqiang baut auf diesem Prinzip auf. Sie enthält Bisphenol und Kristallviolettlacton und wechselt in Abhängigkeit von der Außentemperatur ihre Farbe. Im Bereich zwischen 20 und 30 Grad Celsius geht der »Zauber« vonstatten. An eine Fassade aufgebracht, soll diese Beschichtung eine Energieeinsparung um 20 Prozent bewirken. Im Sommer schützt sie die Bewohner vor einer Überhitzung, im Winter hält sie die Räume kuschelig warm – im Gegensatz zu den meist weißgestrichenen Passivhäusern, die ausschließlich in der warmen Jahreshälfte von ihrem Anstrich profitieren. Im Versuch hat es bereits funktioniert, doch wie es in der täglichen Praxis an echten Wohngebäuden aussieht, bleibt derzeit noch offen. Die Forscher arbeiten weiter an diesem Projekt, von dem wir in Zukunft vielleicht noch hören werden. Quelle: focus.de Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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