Die Sahara quillt vor Energie förmlich über: Innerhalb weniger Stunden ließe sich per Photovoltaik dort mehr Strom ernten, als die Menschheit in einem Jahr verbraucht. Leider wäre diese Energie bislang nur regional verfügbar, denn ein Projekt von Anfang der 2000er-Jahre, den Strom nach Europa zu importieren scheiterte. Nun möchte der britische Unternehmer Simon Morrish den losen Faden wieder aufnehmen und per Seekabel Solarstrom nach Großbritannien transportieren, aus einer gigantischen PV-Farm.


Die Kraft der Sonne durchflutet die Sahara

Pro Jahr sollen 26 Terawattstunden nach GB strömen

Das Solarkraftwerk soll eine viermal so große Fläche wie Wien einnehmen, ein gewaltiges Großprojekt also. Die 1500 Quadratkilometer hat die Firma Xlinks bereits gepachtet, sie befinden sich in der marokkanischen Region Guelmim-Oued Noun. Die Anlage, die nun dort errichtet wird, soll eine Leistung von 7 Gigawatt haben, hinzu kommen weitere 3,5 Gigawatt aus einer Windkraftfarm an der Küste. Pro Jahr sollen 26 Terawattstunden grüne Energie von Marokko nach Großbritannien strömen, allerdings ohne, dass Marokko selbst etwas davon abbekommt.

Das nordafrikanische Land macht jedoch selbst bereits große Fortschritte auf dem Weg weg von fossilen Energieträgern. 2030 möchte der Staat über die Hälfte der Energie aus Photovoltaik gewinnen, seine Politik nähert sich dem 1,5-Grad-Ziel an. Außerdem entstehen durch das neue Projekt Fabriken und Arbeitsplätze in Marokko, denn dort sollen Batterien, PV-Module und Turbinen gefertigt und gewartet werden.


Simon Morrish träumte als Teenager von Sahara-Strom

Vor ungefähr 20 Jahren hat es schon einmal einen ähnlichen Anlauf gegeben, damals sollten gewaltige Sonnenwärmekraftwerke in der Wüste Strom für Europa ernsten. Die Unternehmung scheiterte, weil die geplante Anlage viel zu aufwändig war. Simon Morrish träumte schon vor der Jahrtausendewende als Teenager davon, Sonnenenergie aus der Sahara zu importieren und ist sich sicher, dass sein Neustart unter besseren Vorzeichen steht. Damals kostete eine Megawattstunde Solarstrom in der Herstellung 180 Euro, heute kann man dieselbe Menge für 12 produzieren.

Ein leistungsstarkes Tiefseekabel sorgt für den Transport

Doch wie gelangt all die geerntete Energie nach Großbritannien? Nicht über die bestehenden Netze, diese sind laut Morrish nicht für solche Transporte ausgelegt. Der Unternehmer möchte eine Direktleitung unter dem Meer verlegen, ungefähr 3.800 Meter lang und aus eigener Fabrikation. Verwenden möchte er dafür Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) mit extrem geringen Energieverlusten. 900 Arbeitsplötze im schottischen Hunterston sollen zu diesem Zweck entstehen, hinzu kommen 10.000 neue Jobs in Marokko, von denen 2.000 langfristig bestehen bleiben.

Wenn dieses Projekt tatsächlich gelingt, bricht es drei Weltrekorde auf einmal: Es wird der größte Solarpark sein, angebunden an das längste Tiefseestromkabel, mit dem leistungsstärksten Batteriespeicher, den es jemals gab. Der Akku soll gewährleisten, dass der Strom 20 Stunden pro Tag fließt. Alles zusammen kostet 21 Milliarden Euro – ein hoher Preis, der sich lohnt – falls es funktioniert.

Quelle: derstandard.at

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