Die namibische Regierung versucht schon seit einigen Jahren, das eigene Land als idealen Produktionsstandort für grünen Wasserstoff zu positionieren. Immerhin gibt es dort reichlich Sonne, jede Menge Platz und durchaus auch viel Wind. Außerdem liegt Namibia an der Küste, sodass auch der Transport nach Europa vergleichsweise unkompliziert möglich wäre. Lange Zeit wurden die Bemühungen von europäischer Seite aber mit einer gewissen Zurückhaltung beobachtet. Durch die Nutzung von Erdgas als Übergangsrohstoff schien man das Thema grüner Wasserstoff weit in die Zukunft schieben zu können. Dies änderte sich mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Seitdem gilt es, die Abhängigkeit von Erdgas so weit wie möglich zu reduzieren. Bei zahlreichen industriellen Prozessen ist dies nur mithilfe von grünem Wasserstoff möglich. Deshalb rückt nun auch Namibia stärker in den Fokus der deutschen Bemühungen. Sichtbarstes Zeichen: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stattete dem Land einen Besuch ab. Zunächst muss viel Geld in den Aufbau der Infrastruktur investiert werden Dort wurde unter anderem eine Absichtserklärung für den Transport von Ammoniak nach Deutschland unterzeichnet. Ammoniak ist eine Synthese aus Wasserstoff und Stickstoff, lässt sich aber einfacher transportieren als reiner Wasserstoff. Bevor allerdings die ersten Lieferungen stattfinden können, muss zunächst sehr viel Geld investiert werden. Denn bisher fehlt es in Namibia noch an beinahe der kompletten Infrastruktur. So müssen Wind- und Solaranlagen ebenso noch errichtet werden wie Stromleitungen, Elektrolyseure, Entsalzungsanlagen und Tiefseehäfen. Alles in allem werden die benötigten Investitionen auf rund zehn Milliarden Euro geschätzt. Für ein Land mit einem Bruttoinlandsprodukt von 12,24 Milliarden Dollar ist dies eine durchaus gewaltige Summe. Dafür verbindet die namibische Regierung mit dem Projekt aber auch große Hoffnungen. So sollen schon ab dem Jahr 2027 bis zu 300.000 Tonnen Ammoniak verschickt werden können. Mittel- bis langfristig sollen so 600.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Außerdem wird eine Steigerung des BIP um sechs Milliarden Dollar prognostiziert. Umweltschutzgruppen warnen vor den aktuellen Planungen Ganz unumstritten sind die Pläne allerdings nicht. So ist bisher geplant, ein Großteil der Anlagen in einem Naturschutzgebiet zu errichten. Dies dürfte sich nicht gerade förderlich auf das vielfältige und seltene lokale Ökosystem auswirken. Einheimische Umweltschutzgruppen weigern sich daher von grün produziertem Wasserstoff zu sprechen. Hinzu kommt die Angst vor der sogenannten Rohstofffalle. So konnte empirisch nachgewiesen werden, dass die Bevölkerung in Schwellen- und Entwicklungsländern nach dem Fund von großen Rohstoffvorkommen in der Regel nicht – wie es zu erwarten wäre – reicher wird, sondern sogar ärmer. Dies hat verschiedene Gründe und hat teilweise wirtschaftstheoretische Hintergründe. Eine ebenso wichtige Rolle spielt aber auch der sogenannte Energie-Imperialismus. Denn in der Vergangenheit wurden Öl- und Gasprojekte in Afrika oft so geplant, dass für die Industrienationen ein möglichst großer Nutzen entstand. Die Interessen der Partnerländer blieben hingegen auf der Strecke. Wirtschaftsminister Habeck hat in Namibia versprochen, dass dies diesmal anders laufen soll. Via: taz Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter