Lange Zeit standen die leistungsstärksten Computer der Welt entweder in den Vereinigten Staaten oder in Asien. Europa schien bei dem Thema hingegen ein wenig abgehängt zu sein. Dann aber startete die EU-Kommission im Jahr 2018 die Initiative „European High Performance Computing Joint Undertaking“. In diesem Rahmen wurden eine Milliarde Euro an Fördergeldern zur Verfügung gestellt, um Supercomputer zu finanzieren, die weltweit zu den zehn schnellsten gehören. Das Geld stammte jeweils zur Hälfte aus dem EU-Haushalt und aus den Budgets der Nationalstaaten. Nun scheint sich die Strategie auszuzahlen. Denn in dieser Woche wird in Bologna der Supercomputer Leonardo in Betrieb genommen. Dieser kommt auf eine Rechenleistung von bis zu 250 Petaflops und ist damit der viertschnellste Computer der Welt. Er reiht sich zudem ein in einen ganzen Pulk an neuen Supercomputern in der Europäischen Union. So wurde im Sommer bereits der Rechner LUMI in Finnland in Betrieb genommen.


Bild: https://leonardo-supercomputer.cineca.eu/, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

In Jülich entsteht Europas schnellster Exscale-Rechner

Dieser kommt auf eine Leistung von 309 Petaflops und liegt damit weltweit sogar an Position drei. Anfang nächsten Jahres soll dann Marenostrum 5 in Barcelona folgen. Hier steht die finale Rechenleistung noch nicht ganz fest. Die Initiatoren des Projekts gehen aber davon aus, dass sie für den fünften oder sechsten Platz weltweit reichen wird. Deutschland verfügt bisher lediglich über den Supercomputer Juwels in Jülich, der aktuell nicht unter den ersten zehn zu finden ist. Doch auch hier gibt es bereits Pläne für ein Upgrade. So soll in Jülich Ende nächsten Jahres der erste Exscale-Rechner Europas installiert werden. Dieser könnte dann sogar leistungsstärker sein als der bisher stärkste Supercomputer Frontier im US-Bundesstaat Kalifornien. Alles in allem scheint es der Europäischen Union also tatsächlich gelungen zu sein, den Rückstand im Bereich der Supercomputer nicht nur aufzuholen, sondern sich auch an die Spitze der technologischen Entwicklung zu setzen.

Die neuen Supercomputer dienen der Forschung

So sollen innerhalb der EU ab dem Jahr 2024 insgesamt 3.000 Petaflops an Rechenleistung zur Verfügung stehen. Genutzt werden sollen die Rechner dann weder für Computerspiele noch für das Bitcoin-Mining. Stattdessen werden die gewaltigen Rechenleistungen der Forschung zur Verfügung gestellt. Die Aufteilung erfolgt hier nach dem Finanzierungsprinzip: Jeweils die Hälfte der Zeit steht für europäische Forschungsprojekte zur Verfügung, während die andere Hälfte für nationale Projekte genutzt werden kann. Ergänzt werden soll das Netz an europäischen Supercomputern durch insgesamt sechs neue europäische Quantencomputer. Diese sollen die Rechenleistung im Bedarfsfall noch einmal erhöhen können. Die dafür benötigte Hard- und Software soll zudem ausschließlich aus der Europäischen Union stammen. Bei den Supercomputern ist dies teilweise noch anders. Hier gehörte auch der US-Konzern Hewlett-Packard zu den Zulieferern.


Via: Handelsblatt

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