In Singapur Ökostrom zu produzieren, ist kein besonders leichtes Unterfangen. Denn in dem extrem dicht besiedelten Stadtstaat mangelt es schlicht an geeigneten Flächen. So sind zwar zahlreiche Hausdächer und Gebäudefassaden mit Solarmodulen bestückt. Dies reicht aber bei weitem nicht aus, um den Stromverbrauch zu decken. Aktuell wird daher rund 95 Prozent des Bedarfs durch Erdgaskraftwerke gedeckt. Will der Stadtstaat allerdings seine Klimaziele erreichen, kann dies kein Zustand von Dauer sein. Deshalb hat sich die Regierung von Singapur nun auf ein altes Erfolgsrezept zurückbesonnen. So kann das kleine Land auch seinen Nahrungsmittelbedarf nicht selbst decken – und importiert deshalb Speisen und Getränke aus dem Ausland. Das selbe Prinzip soll nun auch beim Ökostrom Anwendung finden. Fündig geworden ist der Stadtstaat hier im sonnenreichen Australien. Die Kooperation ist allerdings alles andere als eine alltägliche Zusammenarbeit. Stattdessen müssen gleich zwei Projekte der Superlative realisiert werden.


By RoB (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Benötigt wird das längste Untersee-Stromkabel der Welt

Zunächst wird dafür in Australien, wo es mehr als genug Platz gibt, der größte Solarpark der Welt entstehen. Insgesamt wird dieser eine Fläche von rund 120 Quadratkilometern umfassen. Die Spitzenleistung der Anlage soll bei 17 bis 20 GW liegen. Naturgemäß kann ein Solarpark aber nicht rund um die Uhr Strom produzieren. Deshalb wird neben den Solarmodulen auch ein gigantischer Batteriespeicher entstehen. Dieser wird auf eine Kapazität von 36 GWh bis 42 GWh kommen. Dies reicht aus, um auch in der Nacht und an den wenigen bewölkten Tagen die Stromversorgung aufrecht zu erhalten. Die Besonderheit des Projekts besteht nun aber eben darin, dass die Stromverbraucher teilweise mehr als 5.000 Kilometer entfernt beheimatet sind. Deshalb wird der Strom zunächst per Hochspannungs-Gleichstromübertragung ins 800 Kilometer entfernte Darwin transportiert. Ein Teil des Stroms wird dort für die Versorgung der Stadt genutzt. Der Großteil aber wird mithilfe eines 4.200 Kilometer langen Unterseekabels nach Singapur transportiert.

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Das Projekt könnte für beide Länder zukunftsträchtig sein

Nach der Fertigstellung wird es sich um das längste Untersee-Stromkabel der Welt handeln. Der erste Strom soll auf diese Weise im Jahr 2026 nach Singapur fließen. Nach und nach wird das Projekt dann auf seine geplante Größe ausgebaut. Am Ende wird Singapur rund ein Fünftel des Strombedarfs über die Fernleitung aus Australien decken. Die Klimabilanz des Stadtstaates würde sich dadurch schon deutlich verbessern. Gleichzeitig könnte das Projekt auch als Vorbild dienen für ähnliche Kooperationen mit anderen Staaten. So gibt es auch in Asien zahlreiche sonnenreiche Staaten, die zumindest mehr Platz als Singapur haben und an Geld aus dem Stadtstaat interessiert sein könnten. Auf der anderen Seite könnte die Zusammenarbeit auch für Australien einen Weg in die Zukunft darstellen. Denn bisher lebt das Land zu einem nicht unerheblichen Teil vom Verkauf von Bodenschätzen – nicht zuletzt der Kohle. Ökostrom zu exportieren dürfte hier eine klimafreundliche und doch lukrative Alternative darstellen.

Via: Sun Cable

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