Wer selbst nicht betroffen ist, kann das Leiden kaum nachvollziehen: dieses Pfeifen, Summen, Zirpen oder Rauschen, das dich ständig begleitet und auch nachts nicht verklingt. Es raubt dem Menschen den Schlaf und den letzten Nerv. Cortison ist häufig das Mittel der Wahl, um den Tinnitus zu bekämpfen. Leider hilft das nicht immer und ist mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden – nun hat ein Neurologe eine spannende neue Idee. Endlich weg mit der Geräuschkulisse im Ohr! Bei den meisten Teilnehmern hielt die Heilung an Die Zunge besitzt eine direkte Verbindung zum Hörzentrum im Gehirn, einige ihrer Nervenbahnen münden genau dort. Das nutzte der Regensburger Neurologe Berthold Langguth in seinen Versuchen aus und stimulierte die Zungen von Tinnitus-Patienten mit elektrischen Impulsen. 326 Personen nahmen an der Studie teil, bei etwa 80 Prozent der Teilnehmer gingen die Ohrgeräusche nach zwölf Wochen Therapie merklich zurück. Dafür mussten sie jeden Tag eine Stunde opfern, bereut haben sie das sicherlich nicht. Denn zum Ausgleich ist vielen von ihnen wieder ein besserer Schlaf vergönnt und sie dürfen endlich ihre Ruhe genießen. Bei Dreiviertel der Teilnehmer waren die positiven Effekte auch nach einem Jahr noch nicht verklungen, was Hoffnung auf eine endgültige Heilung weckt. Frequenzen nah am Tinnitus waren besonders wirksam Die Probanden wurden während der Behandlung in drei Gruppen geteilt, die sich per Kopfhörer verschiedene Töne anhörten. Währendessen stimulierte ein zahnbürstenähnliches Gerät die sensible Zungenspitze. Lag der Audio-Frequenzbereich nah am persönlichen Tinnitus, fiel die Erfolgsquote besonders hoch aus. Die Studienteilnehmer empfanden die Zungenstimulation nicht als besonders unangenehm, der Neurologe achtete darauf, diese so schonend wie möglich einzustellen. Nur wenige Patienten reagierten mit einer gereizten Mundschleimhaut, die aber wieder abklang. Nun sollen simple, kabellose Geräte in Produktion gehen, die der Tinnitus-Patient mit zu sich nach Hause nehmen kann. Die Therapie ist damit nicht nur ungewöhnlich, sondern auch fast ein Selbstläufer. Das Gehirn erhält durch die Geräusche und Impulse eine schonende Umprogrammierung, Medikamente sind nicht mehr nötig. Die Überkompensation von Hörschwächen verschwindet, oder ebbt zumindest ab. Der behandelnde Arzt sollte allerdings immer zuerst den individuellen Tinnitus-Ton ermitteln, damit die Behandlung möglichst gezielt abläuft. Dann heißt es hoffentlich: Geräuschkulisse ade! Quelle: dw.com Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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