Theoretisch läuft die Betriebsgenehmigung zwar noch bis Mitternacht. Doch der Energiekonzern EnBW hat angekündigt, das Atomkraftwerk Philippsburg bereits heute um 19 Uhr vom Netz zu nehmen. Damit sinkt die Zahl der in Deutschland noch aktiven Atommeiler auf nur noch sechs. Auch diese werden allerdings bis Ende 2022 nach und nach vom Netz gehen. Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller von den Grünen begrüßte die Abschaltung des Kraftwerks. Für das Land bringt das Ende des Atommeilers allerdings auch Probleme mit sich. So ist Baden-Württemberg mit 46,75 Prozent am Energieversorger EnBW beteiligt. Dieser wiederum hat die wirtschaftlichen Folgen des Ausstiegs zu tragen und wird noch Jahrzehnte mit dem Rückbau des Kraftwerks beschäftigt sein. Noch wichtiger aber: Das Land Baden-Württemberg produziert schon jetzt weniger Strom als es verbraucht. Bild: Lothar Neumann, Gernsbach [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)] Der Ausbau der Erneuerbaren Energien stockt Konkret belief sich der Verbrauch im vergangenen Jahr auf 72 Terawattstunden, während die Produktion nicht über 62 Terawattstunden hinaus kam. Durch die Abschaltung des Atomkraftwerks dürfte sich diese Lücke weiter vergrößern. Denn der jetzt abgeschaltete Kraftwerksblock II war für rund zehn Terawattstunden jährlich verantwortlich. Das Problem wird sich zukünftig zudem noch vergrößern: Ende 2022 wird mit Neckarwestheim auch das letzte Atomkraftwerk des Landes vom Netz gehen. In der Vergangenheit konnten die Erneuerbaren Energien zumindest einen Teil des Rückgangs in Sachen Atomstrom auffangen. Doch auch hier stockt der Ausbau – was vor allem an neuen Regularien in Sachen Windkraft liegt. Denn seit einiger Zeit müssen sich Firmen für eine staatliche Förderung an bundesweiten Ausschreibungen beteiligen. Tendenziell profitieren davon die besonders windreichen Regionen im Norden Deutschlands. Importe aus dem Ausland sind aktuell unvermeidlich Um diesen Ökostrom bis nach Baden-Württemberg zu transportieren, ist ein massiver Ausbau des deutschen Stromnetzes nötig. Bisher hinkt die Politik hier aber den eigenen Zeitplänen deutlich hinterher. Dies liegt nicht unbedingt an mangelndem Investitionswillen. Vielmehr sorgen oftmals auch lokale Bürgerproteste und ein Mangel an spezialisierten Baufirmen für Verzögerungen. Weil die anderen Bundesländer deshalb die Stromlücke in Baden-Württemberg nicht vollständig schließen können, müssen auch Importe aus dem Ausland dafür sorgen, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Eine Studie des „Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg“ kam hier zu dem Schluss, dass insbesondere Kapazitäten in Polen und Frankreich genutzt werden könnten. Ganz unproblematisch ist dies aber nicht. Denn der französische Strommix basiert sehr stark auf der Atomkraft, während Polen viele Kohlekraftwerke betreibt. Via: Sueddeutsche Zeitung Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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