Bisher hatte die Energiewende in Deutschland eine klare soziale Unwucht. Denn wer bereits ein Haus besaß, konnte auf dem Dach Solarmodule installieren und bekam vom Staat einen festen Abnahmepreis garantiert. Finanziert wurde diese Garantie durch die EEG-Umlage, die von allen Stromkunden bezahlt werden musste – also auch den Mietern, die gar keine Möglichkeit haben, selbst Solarmodule zu installieren. Dieser Zustand wurde immer wieder kritisiert, hat aber seit Einführung des EEG-Gesetzes im Jahr 2000 bestand. Nun hat der Bundestag allerdings ein neues Gesetz zum Thema „Mieterstrom“ verabschiedet. Damit sollen zukünftig auch die Mieter eines Hauses davon profitieren können, wenn der Vermieter Solarmodule auf dem Dach installiert.


Der Mieter muss den Solarstrom vom Dach nicht abnehmen

Umgesetzt wird dieses Vorhaben durch einen staatlichen Zuschuss von 3,8 Cent pro Kilowattstunde. Diesen erhält der Vermieter, wenn er seinen Mietern den auf dem Dach produzierten Solarstrom verkauft. Einzige Voraussetzung: Der Preis muss mindestens zehn Prozent unterhalb des Grundversorgungstarifs in der Stadt liegen. Der Mieter ist aber nicht verpflichtet, den Strom vom Hausdach auch tatsächlich zu kaufen. Entscheidet er sich dagegen, wird der Solarstrom ganz normal ins Netz eingespeist und entsprechend der EEG-Umlage vergütet. Die staatliche Förderung wird allerdings nur gezahlt, wenn der Strom von einem Mieter im Haus oder einem unmittelbar benachbarten Gebäude bezogen wird. Die Opposition forderte hingegen eine deutliche Ausweitung, sodass der Solarstrom im ganzen Quartier vermarktet werden könnte. Soweit wollte die Bundesregierung aber nicht gehen.


Direkt verbrauchter Solarstrom entlastet die Stromnetze

Neben der sozialen Komponente bringt das Thema „Mieterstrom“ zudem noch einen weiteren Vorteil mit sich: Es entlastet die Netze. Denn weil in Deutschland ein Einspeisevorrang für Erneuerbare Energien besteht, kann es in Zeiten mit starkem Sonnenschein zu einer Überlastung der Stromnetze kommen. Andere Kraftwerke müssen dann schnell abgeschaltet werden. Im Extremfall muss sogar Strom gegen einen Aufpreis ins Ausland exportiert werden. Wird der Strom hingegen direkt vor Ort verbraucht, entfällt diese Problematik. Finanziell lukrativer ist dies für den Betreiber der Solarmodule auf dem Dach inzwischen ohnehin. Relevant könnte das Thema zudem auch bei Solardachschindeln werden. Tesla hat diese stromproduzierenden Dachziegeln medienwirksam angekündigt. In Deutschland gibt es zudem bereits einige Firmen mit einem entsprechenden Angebot.

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