Meersalat, eine natürlich vorkommende Algenart, ist in Ostasien, an der Pazifikküste Nordamerikas, in Irland und Frankreich ein geschätztes Nahrungsmittel. Künftig könnte er auch im Binnenland auf dem Speiseplan stehen, eventuell auch in getrockneter und gemahlener Form als zusätzliche Proteinquelle im Brot. Forscher an der Technischen Universität Chalmers in Göteborg und an der Universität der zweitgrößten schwedischen Stadt ist es nicht nur gelungen, sie Meersalat in Bioreaktoren zu züchten, sondern sie auch dazu zu bringen, mehr Proteine zu bilden. Mit einem Anteil von 30 Prozent nähern sie sich bereits der Sojabohne, die auf 40 Prozent kommt.


Bild: Sophie Steinhagen

Abwasser steigert den Proteingehalt

Bis zum Jahr 2050 leben nach Schätzungen zehn Milliarden Menschen auf der Erde. Unter anderem Algen könnten deren Ernährung sicherstellen, meint Kristoffer Stedt, Doktorand im Fachbereich Meereswissenschaften der Universität Göteborg, der die Zuchttechnik maßgeblich entwickelt hat. Sein Geheimnis: Er füttert die Algen mit Prozessabwässern aus der Lebensmittelindustrie. Das lässt sie schneller Wachsen und steigert den Proteingehalt, also den Nährwert.

Mit Fischkot geht es auch

„Wir wussten bereits vorher, dass Algen in der Nähe von Fischfarmen im Meer aufgrund von Nährstoffen im Fischkot, die sich im Wasser verteilen, besser wachsen“, so Stedt. Prozesswasser aus der Lebensmittelindustrie sei oft ähnlich reich an Stickstoff und Phosphor, Dünger, den die Algen benötigen.


Stedt kultivierte vier Algenarten in gläsernen Bioreaktoren, die er mit den Abwässern aus der Heringsverarbeitung, der Lachszucht, der Verarbeitung von Schalentieren und einem Hersteller von Hafermilch anreicherte. „Wir haben Prozesswasser aus der Hafermilchherstellung getestet, um auch einen vollständig veganen Anbau zu erreichen“, so Stedt. Es stellte sich heraus, dass alle Arten von Prozesswasser als Dünger für die Algen gut geeignet waren.

Konzentration auf Meersalat

Anfangs fürchtete Stedt, die Algen würden den Geschmack des Prozesswassers annehmen. „Nicht jeder mag schließlich Algensalat mit Heringsgeschmack“, schmunzelt er. Doch die Sorge war unberechtigt. Die mit Abwässern gedüngten Algen schmeckten nicht anders als die, die ohne Prozesswasser wuchsen. Da Meersalat als Nahrungsmittel bereits weit verbreitet ist – jährlich werden mehr als 30 Millionen Tonnen konsumiert, die im Meer geerntet werden –, will Stedt sich auf diese Algenart konzentrieren. Im nächsten Schritt soll die Produktion massiv ausgeweitet werden.

 

via Chalmers

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