Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz verläuft momentan derart rasant, dass selbst Experten immer wieder von den neuen Fähigkeiten der Technik überrascht sind. Dies geschah zuletzt beispielsweise beim asiatischen Brettspiel Go. Dort verlor der Weltmeister Lee Sedol gegen die Google-Software AlphaGo – obwohl die meisten Insider das Spiel für zu komplex für die künstliche Intelligenz hielten. Etwas Ähnliches könnte nun auch im Bereich der Rechtswissenschaften passieren. Auch hier ging man eigentlich davon aus, dass die komplizierten Gesetze, die oftmals auch von menschlichen Laien nur schwer richtig zu interpretieren sind, für den Computer eine enorme Herausforderung darstellen. Forscher des University College London haben nun aber eine künstliche Intelligenz entwickelt, die auf einem guten Weg zu sein scheint, später einmal als Richter arbeiten zu können. Der Algorithmus beurteilte Fälle mit Bezug zur Europäischen Menschenrechtskonvention Allerdings beschränkte sich die Technologie dabei zunächst auf einen Teilbereich der Rechtswissenschaft und beschäftigte sich nur mit Fällen, die einen Bezug zu den Menschenrechten haben. Konkret ging es um die Artikel 3, 6 und 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention. Der Algorithmus wurde dabei mit den grundlegenden Fakten und Daten von 584 Fällen gefüttert und sollte anschließend ein Urteil abgeben. Das überraschende Ergebnis: In 79 Prozent der Fälle stimmte das Urteil der künstlichen Intelligenz mit der tatsächlichen Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte überein. Dies war ein deutlich besserer Wert als die beteiligten Wissenschaftler zuvor erwartet hatten. Bald soll der Computer auch detaillierte Zeugenaussagen interpretieren können Natürlich ist die künstliche Intelligenz noch lange nicht soweit, tatsächlich Richter oder Anwälte ersetzen zu können. Sie kann aber beispielsweise als ein nützliches Prognosetool dienen, um die Erfolgschancen einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte einschätzen zu können. In einem nächsten Schritt soll der Algorithmus nun lernen, noch weitere Dokumente – etwa detaillierte Zeugenaussagen und Einlassungen der Anwälte – in den Entscheidungsprozess mit einfließen zu lassen. Auf diese Weise könnte es dann sogar gelingen, die Treffsicherheit der Prognosen weiter zu erhöhen. Auch andere Rechtsfelder sollen langfristig in den Blick genommen werden. Via: Digitaljournal Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter