Damit Kunststoffe elastisch bleiben, weniger entzündlich sind und eine bestimmte Konsistenz annehmen, werden sie mit zahlreichen Chemikalien versetzt. Viele dieser Substanzen haben sich als gesundheitsschädlich erwiesen. Dass kann insbesondere für Kinder ein echtes Problem sein. Forscher nahmen Plastikspielzeuge für Kinder unter die Lupe und fanden 126 Zusatzstoffe, die potenziell schädlich sein können, darunter verschiedene Weichmacher, Flammschutzmittel und Dunststoffe. Auch bei einigen vermeintlich harmlosen Ersatzstoffen wurden teilweise Referenzwerte und Risikoschwellen überschritten.


Plastik enthält schädliche Zusatzstoffe

Die Erkenntnisse zu diversen Zusatzstoffen für Kunststoffe sind nicht wirklich neu. Weichmacher und ihr Zusatzstoff Bisphenol A etwa können eine hormonähnliche Wirkung entfalten, Übergewicht fördern und die Entwicklung von Asthma begünstigen. Auch diverse Flammschutzmittel können in den Hormonhaushalt eingreifen. Einige davon gelten gar als krebserregend.


Aus diesen Gefahren ergaben sich schon vor Jahren Warnungen diverser Wissenschaftler, dass Alltagschemikalien zu einer „Verdummung“ unserer Kinder führen könnten.

Forscher rund um Nicolo Aurisano von der Technischen Universität Dänemark in Lyngby haben nun Kinderspielzeuge aus Plastik auf ihre Zusatzstoffe hin untersucht. Sie wollten dabei herausfinden, welcher Belastung Kinder ausgesetzt sind, die mit diesen Spielzeugen spielten. Insgesamt werteten sie quantitative Daten hinsichtlich 419 Chemikalien aus, die in Kinderspielzeugen aus Weich- und Hartplastik gefunden wurden.

Wir haben diese chemischen Inhaltsangaben mit Informationen zu Materialeigenschaften und dem Spielverhalten von Kindern kombiniert – beispielsweise der Nutzungsdauer eines Spielzeugs, ob es dieses in den Mund steckt und auch, wie viel Spielzeug ein Kind typischerweise hat. Diese Information verwendeten wir, um die Belastung mithilfe spezieller Modelle zu errechnen und diese Werte dann mit Referenzdosen zu vergleichen“, so Aurisano.

Kinder nehmen 126 Substanzen in potentiell schädlichen Mengen auf

Von den 419 Chemikalien, die in dem Hartplastik, Weichplastik und Schaumstoff von Kinderspielzeug enthalten sind, haben wir 126 Substanzen identifiziert, die die Gesundheit der Kinder potenziell schädigen könnten – weil sie krebserregend sind oder auf andere Weise“, erklärt Peter Fantke, der mit Aurisano an der Untersuchung gearbeitet hat. Als potenziell schädlich galten für die Forscher dabei Konzentrationen, die die Richtwerte oder Risikoschwelle für eine krebserregende Wirkung überschritten.

Unter den gefunden Substanzen waren 31 Weichmacher, 18 Flammschutzmittel und acht Duftstoffe. Die Konzentrationen schwankten dabei von Kunststoff zu Kunststoff und unterschieden sich teils bei verschiedenen Spielzeugen um mehrere Größenordnungen. Den Weichmacher Diisodecylphthalat (DiDP) fanden die Forscher etwa in Konzentrationen zwischen 0,03 und 30 Prozent.

Auch Ersatzstoffe können gefährlich sein

Unter den gefundenen Chemikalien, die Kinder über ihr Spielzeug in möglicherweise schädigenden Mengen aufnehmen können, waren auch mehrere Ersatzstoffe, die eigentlich als vermeintlich gesünder gelten. Darunter sind etwa die Weichmacher TIXB und ATBC.

Für diese Alternativen gab es Anzeichen für eine Belastung mit hohem Risikopotenzial bei Kindern. Sie sollten daher weiter untersucht werden, um zu verhindern, dass eine schädliche Chemikalien durch eine ähnlich schädliche ersetzt wird“, erklärt Fantke.

Kinderzimmer gut lüften

Die Forscher hoffen, dass ihre Arbeit dabei helfen wird, bessere Prüfstandards für Kinderspielzeug zu entwickeln. Die häufigste Belastung, so das Team, gehe dabei von den aus dem Kunststoff ausgedünsteten flüchtigen Stoffen hervor. Hautkontakt spiele eine eher untergeordnete Rolle. Dies läge vor allem daran, dass die Kinder meist nur ein einzelnes Spielzeug zeitgleich anfassen, aber die Ausdünstungen aller Spielzeuge im Raum einatmen. Im Schnitt besitzen Kinder in westlichen Ländern ganze 18 Kilogramm Plastikspielzeug.

In der Konsequenz empfehlen die Forscher, die Menge an Plastikspielzeugen bei Kindern zu begrenzen und auf alternative Materialien zurückzugreifen. Vor allem Weichplastik sollte gemieden werden. Außerdem sollten Eltern die Zimmer ihrer Kinder besonders gut lüften, um die ausgedünsteten Schadstoffe zu beseitigen.

via Technical University of Denmark

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