Um die Energiewende in Deutschland weiter voranzutreiben, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck eine überarbeitete Version des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vorgelegt. Darin ist erstmals die sogenannte Agri-Photovoltaik mit einem eigenen Kapitel vertreten. Die Idee dahinter: Ein Ausbau der Solarenergie ist nur möglich, wenn ausreichend Flächen zur Verfügung stehen. In einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland kann das aber zum Problem werden. Die Lösung dieser Problematik liegt in der Doppelnutzung von Flächen. Bereits umgesetzt wurde dies auf vielen Hausdächern, die nicht nur vor Regen schützen, sondern auch mit Solarmodulen bestückt sind. Theoretisch lässt sich dieser Ansatz auch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen verfolgen. Erste Experimente waren hier bereits erfolgreich. Nun scheint die Politik das Konzept in großem Stil ausrollen zu wollen. Unterstützung erhält sie auch aus der Wissenschaft. So haben sich Forscher aus 16 renommierten Hochschulen und Institutionen zu einem entsprechenden Forschungsverbund zusammengeschlossen.


Bild: Max Trommsdorff, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Zwei alternative Ansätze müssen erprobt werden

Grundsätzlich gibt es beim Thema Agri-Photovoltaik zwei unterschiedliche Ansätze. So können die Solarmodule auf Stelzen oberhalb der Pflanzen installiert werden. Dies muss allerdings in einer gewissen Höhe geschehen, damit immer noch genug Licht auf die Erde trifft. Außerdem muss der Landwirt das Gemüse ja auch noch ernten können. Besonders in sonnenreichen Regionen bringt dieser Ansatz aber auch den Vorteil mit sich, dass die Pflanzen nicht ganz so stark der Hitze ausgesetzt sind. Auch der Boden muss nicht so stark bewässert werden, weil er langsamer austrocknet. Die zweite Alternative besteht darin, in festen Abständen Trennwände auf dem Acker zu installieren, die dann mit Solarmodulen bestückt werden. Die Abstände lassen sich dabei so wählen, dass auch weiterhin schweres Gerät genutzt werden kann. Grundsätzlich bescheinigen die Forscher der Agri-Photovoltaik ein gewaltiges Potenzial. So hat der Forschungsverbund berechnet, dass vier Prozent der Ackerflächen in Deutschland ausreichen würden, um den Stromverbrauch des gesamten Landes vollständig zu decken.

Forscher wollen in Feldversuchen Daten erheben

Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, setzen die Wissenschaftler auch auf die Unterstützung der Politik. Diese soll Gelder für Forschungsprojekte bereitstellen, um die jeweils beste Methode zu ermitteln. Konkret sprechen sie von sogenannten Living Labs – einer Kombination aus Feldversuch und Modellprojekt. Vereinfacht ausgedrückt sollen also erste Flächen entsprechend umgerüstet werden, woraufhin Forschende dann im Lauf der Zeit verschiedene Daten erheben. Daraus wiederum lassen sich dann Rückschlüsse ziehen, um zukünftige Projekte noch effizienter zu gestalten. Die bisher zur Verfügung stehenden Zahlen deuten jedenfalls daraufhin, dass die Bestückung von Äckern mit Solarmodulen durchaus sinnvoll sein kann. So gehen die Forscher zwar davon aus, dass sich der Ertrag des Feldes dadurch auf rund achtzig Prozent der normalen Ernte reduziert. Gleichzeitig erreichen die Solarmodule aber ebenfalls Werte von rund achtzig Prozent – im Vergleich zu klassisch installierten Modulen. Die Mischnutzung ist also deutlich besser als direkt die doppelte Fläche in Beschlag zu nehmen.


Via: Universität Hohenheim

1 Kommentar

  1. Achmed Khammas

    7. April 2022 at 18:00

    Tatsächlich ist noch viel mehr drin, wenn man sämtliche Potentialflächen berücksichtigt. Eine opulente Übersicht über die bisherige Entwicklung weltweit findet sich hier: https://www.buch-der-synergie.de/c_neu_html/c_04_07_21_agrophotovoltaik_a.htm

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