Die Stadt Pewek liegt ganz im Nordosten Russlands an der Ostsibirischen See. Seit den politischen Umbrüchen 1989 ist die Zahl der Einwohner von 12.000 auf nur noch 5.000 geschrumpft. Dies hängt auch mit den hohen Lebenshaltungskosten zusammen. Diese liegen höher als in der Hauptstadt Moskau. Für ein Kilo Äpfel zahlen die Bewohner beispielsweise stolze acht Euro. Perspektivisch droht zudem ein weiteres Problem: Den Strom bezieht die Stadt aus dem rund 250 Kilometer entfernten Atomkraftwerk Bilibino – was allerdings 2021 abgeschaltet wird. Für die Zeit danach hat sich der Konzern „Rosenergoatom“ eine ungewöhnliche Lösung ausgedacht: Ein schwimmendes Atomkraftwerk soll auf dem Meer vor Pewek Energie produzieren.


Ein Modell des schwimmenden Atomkraftwerks. Foto: Felix [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Umweltschützer sehen eine Reihe von kritischen Punkten

Umweltschützer sehen das Projekt allerdings aus mehreren Gründen skeptisch. So wird die „Akademik Lomonossow“ aktuell im Hafen von St. Petersburg gebaut. Dort soll das Kraftwerk auch probeweise erstmals hochgefahren werden. Geht dabei etwas schief, droht der Millionenmetropole eine Katastrophe. In Pewek wiederum könnte die Abgeschiedenheit zum Problem werden. Denn die Stadt kann nur über den Seeweg und per Flugzeug versorgt werden. Im Falle eines Atomunfalls steht den Helfern also eine enorme logistische Herausforderung hervor. Außerdem könnten Terroristen auf die Idee kommen, das schwimmende Atomkraftwerk zu kapern. Die russische Regierung zeigt sich von den Bedenken allerdings unbeeindruckt: Ab 2020 soll in Pekew Atomstrom auf dem Wasser produziert werden.

Die Technologie soll auch international vermarktet werden

Tatsächlich dürfte die Versorgung von Pekew allerdings nur der Anfang sein. Denn die russische Regierung hat noch deutlich weitergehende Pläne mit der Technologie. So könnten schwimmende Atomkraftwerke beispielsweise zum Einsatz kommen, um Ölbohrungen in der Arktis mit Strom zu versorgen. Auch eine internationale Vermarktung wird angestrebt. Indien, Südkorea und Vietnam haben beispielsweise bereits Interesse signalisiert. Viele Nachbarländer Russlands sind von dem Projekt hingegen nicht begeistert. Zumal Russland die „Akademik Lomonossow“ nicht als Atomkraftwerk betrachtet, sondern einem Atomeisbrecher gleichstellt – und auf diese Weise Informationspflichten gegenüber den Nachbarn umgeht. Vielleicht erledigt sich die Idee aber auch von ganz alleine: Die Vereinigten Staaten nutzten zwischen 1968 und 1975 ein schwimmendes Atomkraftwerk, um den Panamakanal mit Energie zu versorgen. Der Ansatz erwies sich aber als unwirtschaftlich.


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