Alkohol ist eine gefährliche Droge. Dieser Satz ist zwar eine Binsenweisheit, ernst genommen wird er aber von vielen nicht. Wären die Menschen bereit, auf einen Alkoholersatz umzusatteln, der zwar beschwipst, aber keine Schäden erzeugt? Der britische Psychopharmakologe hat eine solche Substanz namens Acerelle erfunden, ein entspannendes synthetisches Molekül, das sich in Getränke mischen lässt.

Alkohol gelangt in viele Organe und richtet dort Schäden an
Unser Trinkalkohol, das Ethanol, gelangt hauptsächlich über die Darmschleimhaut in unseren Blutkreislauf – und anschließend in viele Organe des Körpers wie Herz, Hirn und Leber. Ethanol verändert das neurochemische Gleichgewicht im Gehirn, verlangsamt unsere Wahrnehmung, enthemmt und nimmt uns einen guten Teil der Körperbeherrschung. In kleinen Mengen stellen wir Menschen eine entspannende, angstlösende und stimmungshebende Wirkung fest. Durch die Ausschüttung von Glückshormonen stellen sich sogar Glücksgefühle ein, die wiederum den Boden für die Alkoholsucht legen. Süchtige erleiden starke Entzugserscheinungen, wenn sie ihren »Stoff« nicht mehr bekommen.
»Sentia« bereits auf dem Markt – Getränkeindustrie skeptisch
Weil das Ethanol den stimulierenden Neurotransmitter Glutamat blockiert, arbeitet das Gehirn gegen seine dämpfende Wirkung an und ist nach Abklingen des Rauschzustandes überstimuliert. Das Resultat: innere Unruhe, Empfindlichkeit gegen äußere Reize, ein Kater. Bei hohem Alkoholkonsum führt das bis zu Gehirnentzündungen. Acerelle soll hingegen all diese Wirkungen nicht haben, trotzdem leicht berauschen und den Menschen geselliger machen. Bis jetzt gibt es die Substanz noch nicht auf dem Markt, um sie zum Beispiel alkoholfreiem Bier oder Rum beizumischen, weil die Forschungen nicht beendet sind. Nutt hat aber mit seinem Team bereits eine pflanzliche Variante namens »Sentia« in den Verkauf gebracht, dessen Wirkung weniger stark ist als die von Acarelle.
Die Getränkeindustrie reagiert laut David Nutt skeptisch auf die Erfindung. Alkoholähnliche Wirkung ohne Suchtdruck sei für sie eben nicht attraktiv. Wie wahr.
Quelle: science.orf.at