Schätzungen zufolge werden fünfzig bis neunzig Prozent der im Regenwald gefällten Bäume illegal geschlagen. Die Erfahrung zeigt zudem: Sind die Bäume erst einmal gefällt, findet sich in der Regel auch ein Abnehmer für das Holz. Der einzige wirksame Schutz ist es daher, die illegalen Holzfäller auf frischer Tat zu ertappen. Das wiederum ist deutlich einfacher gesagt als getan. Oftmals geschieht dies nur aus reinem Zufall. So war der Physiker Topher White im Jahr 2012 im indonesischen Urwald unterwegs, als er mit seiner Wandergruppe Motorengeräusche vernahm. Als sie sich dem Holzfäller näherten, ergriff dieser die Flucht. Aufgrund dieser Episode begann White sich näher mit der Problematik zu beschäftigen – und präsentierte tatsächlich eine Lösung.


Die Auswertung der Aufnahmen übernimmt die künstliche Intelligenz

So sammelt der Physiker inzwischen alte Handys und stattet diese mit einem Solar-Ladegerät aus. Auf diese Weise können sie autark eingesetzt werden und müssen nicht mehr regelmäßig mit einer Steckdose verbunden werden. Die Handys werden dann gezielt an verschiedenen Bäumen angebracht und senden kontinuierlich einen Audiostream in eine Cloud. Ist darauf nun beispielsweise eine Motorsäge zu hören, können lokale Kräfte alarmiert werden. Im Idealfall greifen diese dann zeitnah ein und die illegalen Aktivitäten werden verhindert. Glücklicherweise muss zudem kein Mensch rund um die Uhr die Audioaufnahmen auswerten. Die Analyse erfolgt stattdessen mithilfe von künstlicher Intelligenz. Diese sucht automatisiert nach verdächtigen Mustern und schlägt dann Alarm. Neben der verräterischen Motorsäge können so unter anderem auch Straßenbauarbeiten und LKW-Fahrten erkannt werden.


3.000 Quadratkilometer werden bereits abgedeckt

Ein einzelnes Handy genügt, um 1,5 Quadratkilometer abzudecken. Inzwischen ist die vergleichsweise Erfindung weltweit im Einsatz und schützt insgesamt 3.000 Quadratkilometer Regenwald. Die Technologie alleine kann allerdings noch keine Fällungen verhindern. White hat daher die Organisation Rainforest Connection gegründet. Diese installiert die Abhörstationen und sorgt gleichzeitig für Kooperationen mit lokalen Behörden, Umweltschützern und indigenen Gruppen. Das Ziel ist es, diese bestmöglich bei ihrer wichtigen Arbeit zu unterstützen. Gleichzeitig sind die gesammelten Audiostreams aber auch für die Forschung von Interesse. Denn darauf sind nicht nur Holzfäller zu hören, sondern – in deutlich größerer Zahl – auch Tiere. Biologen erhalten so beispielsweise Informationen über den Tierbestand und die Biodiversität vor Ort.

Via: Der Standard

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