In vielen Großstädten herrscht ein Mangel an Wohnraum. Wirklich bekämpft werden kann dieser nur durch den Bau neuer Wohnungen. Doch die dafür zur Verfügung stehenden Flächen sind begrenzt. Daher rücken immer wieder auch alte Industrieflächen in den Fokus. Hier kann die Vornutzung aber zum Problem werden. Denn oftmals sind die Böden mit verschiedenen Schadstoffen kontaminiert. Genau dies war auch im Frankfurter Gallusviertel der Fall. Dort soll bis Mitte 2025 das Wohnquartier „Franky“ entstehen. Geplant sind neben 1.300 Mietwohnungen auch noch eine Kita sowie verschiedene Einzelhandelsflächen. Allerdings hat die industrielle Vornutzung dafür gesorgt, dass die Böden und das Grundwasser mit leichtflüchtigen halogenierten Schadstoffen kontaminiert wurden. Bevor gebaut werden kann, müssen diese Altlasten also zunächst entfernt werden. Hierbei setzen die Projektentwickler auf ein innovatives Verfahren: Sie verlassen sich auf die Hilfe von spezialisierten Bakterien.


Bild: Bauer Gruppe

Die Flüssigkeit reagiert mit den Schadstoffen und baut diese ab

Allerdings kann man nicht einfach in den nächsten Baumarkt spazieren und dort die benötigte Suspensionslösung kaufen. Stattdessen waren zunächst umfangreiche Vorarbeiten nötigt. So wurde genau erfasst, welche Schadstoffe sich wo und in welcher Konzentration angesammelt haben. Auf dieser Basis wurde dann eine auf Bakterien basierende Wirkstofflösung entworfen, die exakt auf die Bedingungen vor Ort abgestimmt ist. Es handelt sich also nicht um eine Standardlösung für alle kontaminierten Flächen. Dafür ist bei dieser spezialisierten Vorgehensweise die Wirkung besonders stark. Mithilfe von Hochdruckpumpen wurden dann 70.000 Liter Wirkstoffemulsion mit rund 430 Litern Bakteriensuspension gezielt in den Boden injiziert. Dort reagiert die Flüssigkeit mit den Schadstoffen und baut diese so nach und nach ab. Bei den Voruntersuchungen wurden Kontaminierungen bis in eine Tiefe von 27 Metern nachgewiesen. Den Angaben der beteiligten Forscher zufolge ist aber auch dies kein Problem für den neuen Ansatz.

Das neuartige Verfahren ist vergleichsweise schnell

Der Wirkstoff wurde zudem so zusammengesetzt, dass sich der gewünschte Effekt dauerhaft einstellt bis alle vorhandenen Schadstoffe abgebaut sind. Verschiedene Messstellen wiederum sorgen dafür, dass diese Entwicklung mehr oder weniger in Echtzeit verfolgt werden kann. Nach Abschluss der Bakterien-Reinigung sind Böden und Grundwasser dann soweit wiederhergestellt, dass mit den eigentlichen Bauarbeiten begonnen werden kann. Verglichen mit den bisher genutzten Verfahren zur Reinigung von kontaminierten Böden soll der neue Ansatz zum einen schneller gehen und zum anderen auch preiswerter sein. Hinzu kommt, dass so auch eine enorme Tiefenwirkung erreicht werden kann. Läuft in Frankfurt auch in den nächsten Monaten alles nach Plan, könnten schon bald auch weitere Industrieflächen auf diese Weise von Schadstoffen befreit und anschließend bebaut werden. Dies würde perspektivisch einen wichtigen Beitrag zur Entspannung auf dem Wohnungsmarkt leisten.


Via: Bauer Gruppe

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