Der sogenannte Doing Business-Report der Weltbank ist eigentlich eine recht trockene Angelegenheit. Experten werten dafür unzählige Kennziffern aus und kommen so in verschiedenen Punkten zu einer Einschätzung. Bewertet wird unter anderem wie einfach es ist, ein Unternehmen zu gründen, wie es um die Energiesicherheit bestellt ist und wie gut das Justizsystem bei Streitfragen funktioniert. Am Ende – und hier wird es ein wenig kritisch – entsteht dann ein globales Länder-Ranking. Dieses ist durchaus von Bedeutung, denn es liefert Unternehmen einen ersten Anhaltspunkt, ob sich Investitionen in einem bestimmten Land lohnen. Je höher ein Land in dem Ranking also platziert ist, desto attraktiver wird es für ausländische Unternehmen zu investieren. Genau hier kam es nun zu einer Auseinandersetzung zwischen der chinesischen Regierung und den Mitarbeitern der Weltbank. Denn das Reich der Mitte war mit Platz 78 im Jahr 2017 alles andere als zufrieden und übte dementsprechend Druck aus. Bild: Shiny Things, CC BY 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/2.0>, via Wikimedia Commons Die Weltbank-Führung arbeitete an einer Kapitalerhöhung Das Problem: Nach der Analyse der Experten landete China im Jahr darauf sogar nur auf dem 85. Platz. Bei genauerer Betrachtung war dies allerdings keine wirkliche Herabstufung. Denn auch die Experten konstatierten im Reich der Mitte einige Fortschritte. Allerdings verbesserten sich andere Länder noch stärker. Weil die Öffentlichkeit aber zumeist nur auf die Endplatzierung schaut und sich nicht mit den Details der Analyse beschäftigt, stellte dies für die chinesische Regierung einen Gesichtsverlust dar. Die Weltbank wiederum befand sich in einer schwierigen Lage. Denn sie warb gerade um eine Kapitalerhöhung, um bei Krisen noch besser helfen zu können. In dieser Situation schien es der Weltbank-Führung nicht angebracht, ein einflussreiches Land wie China zu verprellen. Es kam daher zu intensiven Diskussionen zwischen den Fachexperten, die das ursprüngliche Ranking erstellt hatten und den Mitarbeitern des Weltbank-Präsidenten. Auch die damalige Vorstandschefin schaltete sich ein. Der Doing Business-Report wird zukünftig nicht mehr veröffentlicht Das Ergebnis: Letztlich wurde China dann zumindest wieder auf den Vorjahresplatz 78 hochgestuft. Besonders brisant in diesem Zusammenhang ist eine Personalie. Denn bei der damaligen Vorstandschefin handelt es sich um die bulgarische Ökonomin Kristalina Georgiewa. Diese hat inzwischen einen weiteren Karriereschritt absolviert und ist aktuell Direktorin des Internationalen Währungsfonds. Auch hier hat sie regelmäßig mit der chinesischen Regierung zu tun. Fraglich ist nun, inwieweit sie in ihrem neuen Job resistent gegenüber chinesischem Druck ist. Bei der Weltbank jedenfalls hat die Affäre bereits für einschneidende Veränderungen gesorgt. So wird der vielbeachtete Doing Business-Report in Zukunft nicht mehr veröffentlicht. Untersuchungen hatten nämlich gezeigt, dass nicht nur die chinesische Position nachträglich angepasst wurde. Auch bei den Platzierungen von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten steht eine nachträgliche Manipulation im Raum. Aserbaidschan hingegen soll aus politischen Gründen niedriger platziert worden sein. Via: FAZ Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
Ohne Brillen oder Kontaktlinsen: So soll Kurzsichtigkeit schon in jungem Alter unter Kontrolle gebracht werden