Lange Zeit galt bei der Einnahme von Antibiotika ein fester Grundsatz: Auch wenn es einem bereits wieder besser geht, muss die Packung noch vollständig eingenommen werden. Der Gedanke dahinter: Die Mediziner befürchteten, dass zu wenige Tabletten zu einer Mutation des Bakteriums führen könnten – und sich so eine Resistenz gegen das Antibiotikum entwickelt. Im „British Medical Journal“ ist nun aber eine Analyse von Dr. Martin J. Llewelyn, einem anerkannten Experten für Infektionskrankheiten, erschienen. Darin fordert er, gemeinsam mit weiteren Kollegen, diesen Leitgedanken einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Demnach hängt es von der Art der Erkrankung ab, ob das Antibiotikum vorzeitig abgesetzt werden kann oder nicht.


Foto: Antibiotics, Iqbal Osman, Flickr, CC BY-SA 2.0

In Krankenhäusern ist eine maßvolle Dosierung einfacher zu realisieren

Bei Tuberkulose beispielsweise gehen die Experten davon aus, dass auch zukünftig eine voll abgeschlossene Behandlung nötig sein wird. Bei anderen Bakterien allerdings könnte sogar das Gegenteil des gewünschten Effekts eintreten: Gerade durch die lang anhaltende Behandlung könnten sich Resistenzen entwickeln. In vielen Krankenhäusern wird daher die Einnahme von Antibiotika bereits genau überwacht und an den Gesundheitszustand des Patienten angepasst. Bei verschriebenen Medikamenten, die zuhause eingenommen werden, ist dies aber schwierig. Die Analyse schließt daher mit dem Aufruf, die Problematik durch weitere Studien genauer zu untersuchen und schließlich neue Einnahmerichtlinien für die Patienten zu entwickeln. Denn das Thema Antibiotikaresistenzen ist von enormer Bedeutung und führt bereits heute zu Todesfällen.

Die richtige Entsorgung ungenutzter Tabletten ist wichtig

Das Problem allerdings: Die Regel „immer bis zum Ende nehmen“ ist sehr einprägsam und einfach umzusetzen. Bisher haben die Mediziner noch keinen ähnlich einfachen Grundsatz als Ersatz zur Hand. Ob es beispielsweise sinnvoll ist, mit der Aufnahme direkt aufzuhören, wenn sich eine Besserung einstellt, muss zunächst noch durch Studien untersucht werden. Wie auch immer die neuen Richtlinien aussehen werden, eine alte Regel bleibt in jedem Fall bestehen: Ungenutzte Antibiotika sollten niemals über die Toilette oder das Waschbecken entsorgt werden. Denn dadurch gelangen die Stoffe in die Umwelt – und befördern dort tatsächlich die Entstehung von gefährlichen Resistenzen. Im Idealfall werden ungenutzte Tabletten daher in der Apotheke zurückgegeben oder zumindest über den Hausmüll entsorgt.


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