In der Regel setzt ein Fluss, See oder vor allem auch ein Stausee mehr CO2 frei als er aufnehmen kann, da meist ein hoher Gehalt organischer Substanz in den Gewässern vorhanden ist. Das führt dazu, dass die Binnengewässer weltweit schätzungsweise so viel CO2 emittieren, dass es 10 Prozent der globalen CO2-Emissionen durch fossile Brennstoffe entspricht.. Nährstoffarme Gewässer können dagegen CO2 aufnehmen. Und die Rolle solcher Gewässer für den CO2-Kreislauf scheint größer zu sein, als bisher angenommen wurde. Mehr CO2-Aufnahme als der Amazonas Insbesondere Gewässer, die durch abschmelzende Gletscher entstehen, sind sehr nährstoffarm und nehmen daher unterm Strich mehr CO2 auf als sie abgeben. Ein Team rund um Kyra St. Pierre von der University of Alberta in Edmonton hat die Rolle der Schmelzgewässer für den CO2-Kreislauf anhand der Zuflüsse des Lake Hazen im Norden der kanadischen Ellesmere-Insel analysiert. Der Lake Hazen ist ein rund 544 Quadratkilometer große See, der durch insgesamt elf Gletscherflüsse gespeist sind. Die Forscher entnahmen aus dem See und sieben der Zuflüsse Wasserproben. Bei der Analyse der Proben zeigte sich, dass der CO2-Gehalt im Wasser deutlich unter dem CO2-Gehalt in der Luft liegt. Je weiter entfernt vom Ursprungsgletscher die Proben entnommen wurden, desto niedriger war die CO2-Konzentration. Die Forscher fanden heraus, dass dieser Gradient auf die chemische Verwitterung von Mineralien zurückzuführen ist. „ Während die Verwitterungs-Reaktionen in den Flüssen ablaufen, wird ständig CO2 aus der Luft nachgeliefert„, erklären die Forscher. Die Flüsse entziehen der Atmosphäre also Kohlenstoffdioxid und binden dieses in Form von gelöstem anorganischem Kohlenstoff, Ionen und Siliziumverbindungen. Dabei machen allein die Zuflüsse des Lake Hazen pro Jahr einen Unterschied von gut Tausend Tonnen CO2. Im Jahr 2015 nahm das Gebiet um den Lake Hazen pro Quadratmeter und Tag etwa doppelt so viel CO2 auf wie der Amazonas-Regenwald. An Spitzentagen war die Aufnahmerate sogar 40 Mal höher als im Amazonas-Gebiet. Der Effekt schwankt „ Das macht die Gletscherflüsse zu einer wichtigen und zuvor übersehenen CO2-Senke. Da viele Flüsse weltweit an Gletschern entspringen, hat dies eine potenziell große Bedeutung„, so die Forscher weiter. Diese Schmelzwasser-Senken existieren nach Ansicht des Teams auch in anderen arktischen Regionen. Allerdings scheint die CO2-Aufnahme der Gewässer stark zu schwanken: Wenn viel Schmelzwasser und damit auch darin mitgeschwemmte Mineralien vorhanden sind, wird viel CO2 aufgenommen. Bei wenig Schmelzwasser ist es entsprechend weniger. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass der fortschreitende Klimawandel auch zu mehr Schmelzwasser führen wird. Diese arktischen CO2-Senken könnten also durchaus eine Rolle dabei spielen, den anthropogenen Klimawandel zu verlangsamen. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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