Millionen Tonnen Kleidungsstücke landen Jahr für Jahr auf Deponien oder werden verbrannt, weil es keine attraktiven Recyclingtechniken gibt. Für Mischgewebe, das Polyester und Baumwolle enthält, ist jetzt eine Lösung in Sicht. Junge Chemiker an der Universität Kopenhagen, die Doktorandin Shriaya Sharma und der Postdoc Yang Yang haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich beide Komponenten wiederverwerten lassen. Bisher gelang das nur mit einer der beiden, etwa bei einem Verfahren, das Forscher an der North Carolina State University in Raleigh entwickelt haben. Während der Polyester Anteil erneut nutzbar ist sind die abgetrennten Baumwollfasern so kurz, dass sie nicht mehr versponnen werden können, um neue Stoffe herzustellen.


Bild: Universität Kopenhagen

Hilfsmittel aus der Backstube als Katalysator

Die Chemiker in Dänemark zerschnippeln die Stoffe und weichen sie in einem „milden ungiftigen Lösungsmittel“ ein – Genaueres sagen sie nicht – und geben Hirschhornsalz hinzu, ein Treibmittel, das Bäcker nutzen, damit ihre Produkte schön luftig werden. Stoffschnipsel samt Flüssigkeit werden dann auf 160 Grad Celsius erhitzt. Dabei zerfällt das Hirschhornsalz in Ammoniak, Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser. Diese Kombination wirkt als Katalysator. Sie trennt den Kunststoff von den Baumwollfasern, ohne eine davon zu zerstören.


Problemlose Skalierbarkeit

Nach 24 Stunden haben sich die Fasern voneinander getrennt. Sie schwimmen in unterschiedlichen Höhen der Flüssigkeit, sodass sie leicht getrennt geerntet werden können. Nach dem Waschen können sie erneut verwendet werden.

„Diese katalytische Methodik könnte das Spiel verändern“, so Yang. Sie habe bisher zwar nur im Labor funktioniert, könne aber problemlos skaliert, also zu großtechnischer Nutzung geführt werden. „Wir hoffen, dass wir diese Technologie, die ein so großes Potenzial birgt, kommerzialisieren können“, sagt Yang. „Dieses Wissen hinter den Mauern der Universität zu bewahren, wäre eine große Verschwendung.“ Deshalb haben die Forscher bereits Kontakt zur Industrie aufgenommen.

Second Hand allein bringt es nichtAllein in Deutschland werden nach Angaben des Umweltschutzverbands Nabu mehr als eine Million Tonnen Textilien pro Jahr gekauft. Etwa die Hälfte wird später in andere Länder exportiert, um als Second-Hand-Kleidung weiter getragen, zuletzt aber doch entsorgt zu werden. Für den Rest gibt es noch keine sinnvolle Verwendung. In anderen Industrieländern sieht es ähnlich aus.

 

 

via Universität Kopenhagen

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