Schon ein kurzer Blick aufs Smartphone während der Fahrt kann schwerwiegende Folgen haben. In Deutschland wurden die Strafen für die Nutzung von Mobiltelefonen am Steuer daher vor rund zwei Jahren noch einmal erhöht. Wer jetzt erwischt wird, zahlt mindestens 100 Euro Strafe und muss mit einem Punkt in Flensburg rechnen. Allerdings ist der Nachweis gar nicht so einfach. Denn bisher müssen Polizisten die Fahrer in der Regel auf frischer Tat ertappen. In Australien wurde nun allerdings erstmals ein System getestet, dass wie eine Art Blitzer für die Handynutzung am Steuer funktioniert. Dafür wurden an einer erhöhten Position – etwa einer Ampel – jeweils zwei Kameras installiert. Eine davon erfasste das Nummernschild, die andere machte ein Foto des Fahrers am Steuer.


Der Staat nahm umgerechnet mehr als 21 Millionen Euro ein

Insgesamt wurden auf diese Weise in sechs Monaten 8,5 Millionen Fahrzeuge überprüft. Glücklicherweise musste aber kein Polizist alle entsprechenden Bilder anschauen. Stattdessen kam eine künstliche Intelligenz zum Einsatz, die automatisiert nach Fahrern mit Smartphone in der Hand suchte. Erst wenn der speziell trainierte Algorithmus einen Treffer meldete, landete das entsprechende Foto bei einem Beamten auf dem Tisch. Dieser leitete dann das Bußgeldverfahren ein. In Australien ist das Vergehen übrigens rund doppelt so teuer wie hierzulande: Wer vom Handy-Blitzer erwischt wurde, musste umgerechnet 212 Euro überweisen und erhielt einen Punkt in der Verkehrssünderdatei. Aus finanzieller Sicht hat sich der Test des Systems für den Staat daher in jedem Fall gelohnt. Multipliziert man die Zahl von 100.000 erwischten Personen mit der üblichen Geldbuße kommt man auf Einnahmen von umgerechnet mehr als 21 Millionen Euro.


Das System wird nun flächendeckend zum Einsatz kommen

Dabei kamen bisher lediglich zwei solcher Kamerasysteme zum Einsatz. Zukünftig möchte der Bundesstaat New South Wales aber an den Erfolg des Pilotprojekts anknüpfen und insgesamt 45 Handy-Blitzer installieren. Ein Großteil davon wird fest verbaut sein, es wird aber auch einige mobile Anlagen geben. Das Ziel: Bis zum Jahr 2023 sollen so 135 Millionen Autos während der Fahrt überprüft werden. Die Entwicklerfirma Acusensus installiert ihr System aktuell zudem auch in Indien. Über mögliche Pläne für einen Einsatz in Deutschland oder Europa ist bisher nichts bekannt. Hierzulande könnte es allerdings Probleme mit dem Datenschutz geben. Denn neben den 100.000 überführten Personen wurden in Australien ja auch 8,4 Millionen unschuldige Fahrer erfasst. Dank der künstlichen Intelligenz bekam diese Fotos aber in der Regel zumindest kein Mensch zu sehen.

Via: Time Magazine

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.