Auf vielen Lebensmittelprodukten steht der Warnhinweis: „Kann Spuren von Nüssen enthalten“. Denn bei Allergikern können selbst kleinste Mengen an Erdnüssen einen anaphylaktischen Schock auslösen. Bisher ist der vollständige Verzicht auf Erdnüsse die einzige Behandlungsmöglichkeit, eine direkte Therapie gegen die Allergie gibt es noch nicht. Einem australischen Forscherteam rund um Mimi Tang vom Kinderkrankenhaus in Parkville könnte nun aber ein Durchbruch gelungen sein: Sie behandelten die Probanden achtzehn Monate lang mit Milchsäurebakterien und kleinsten Mengen an Erdnussproteinen. Auf diese Weise sollte der Körper langsam an das Allergen gewöhnt werden. Nach rund vier Jahren lässt sich sagen: Der Ansatz war erfolgreich. Die Zahl der Erdnussallergien bei den Teilnehmern der Studie ist stark zurückgegangen. 16 von 24 Teilnehmern waren anschließend allergiefrei Zentraler Bestandteil der Therapie sind probiotische Bakterien. Diese sind aus der Joghurt-Werbung bekannt und regen die Darmflora an. Viel wichtiger aber: Sie aktivieren auch einige Immunzellen. Zeitgleich mit den Bakterien erhielten die Kinder zudem immer größere Mengen an Erdnussproteinen – deren allergische Auswirkungen durch die aktivierten Immunzellen aufgefangen werden sollten. Diese Form der Hyposensibilisierung wird bereits erfolgreich bei der Bekämpfung von Heuschnupfen angewandt. Nun konnten die Wissenschaftler damit auch bei Patienten mit einer Erdnussallergie Erfolge erzielen: Vier Jahre nach Abschluss der Therapie sind 16 von 24 Probanden komplett allergiefrei. Sie können also Erdnüsse essen wie jedes andere Kind auch. Bei den anderen Teilnehmern setzte zumindest eine teilweise Gewöhnung ein: Die allergische Reaktion fällt also schwächer aus als vor der Behandlung. Weitere Studien sollen die Ergebnisse bestätigen Um andere Effekte auszuschließen, gab es zudem auch eine Kontrollgruppe, die lediglich ein wirkungsloses Placebo bekam. Dort konnte die Allergie nur bei einem Teilnehmer vollständig zurückgedrängt werden. Die beteiligten Forscher wollen das Experiment nun mit mehr Probanden wiederholen. Außerdem soll untersucht werden, ob der Einsatz der Milchsäurebakterien tatsächlich notwendig ist – oder ob sich der Körper auch von alleine an kleinste Mengen von Erdnussproteinen gewöhnt. Auch die Teilnehmer der ersten Studie sollen weiter beobachtet werden, um langfristige Entwicklungen erkennen zu können. Von einem raten die Wissenschaftler aber dringend ab: Selbstversuche im Bereich der Hyposensibilisierung sind lebensgefährlich. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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