Gelächter ist in den Straßen von Pontevedra deutlich zu hören, Menschen unterhalten sich, Vögel singen. Was fehlt, ist der typische Motorenlärm, der im modernen urbanen Leben kaum mehr wegzudenken ist. Eine Stadt ohne Autos? Fast.


Von Jose Segura aus Cartagena, SpainFlickr, CC BY 2.0, Link

Die Altstadt und ihr äußerer Ring sind komplett autofrei

Bürgermeister Lores freut sich immer dann, wenn er im Büro ein Fenster öffnet. Früher fuhren Tag für Tag etwa 14.000 Autos durch seine Straße, heute ist es kein Einziges mehr. Niemand muss dort unten seine Stimme über den Motorenlärm erheben, um sich mit einer anderen Person zu verständigen, Eltern müssen nicht ständig darauf achten, dass ihre kleinen Kinder nicht den Bürgersteig verlassen und dabei womöglich unter die Räder geraten. In Pontevedra fahren kaum noch Autos, die mittelalterliche Altstadt bis zum äußeren Ring aus dem 18. Jahrhundert ist Fußgänger- und Radfahrerzone. Parkplätze für Anwohner befinden sich in den neueren Stadtteilen nicht mehr am Straßenrand, sondern unterirdisch. Der Durchfahrtsverkehr wurde komplett gestoppt, auf den wenigen noch verbliebenen Verkehrsstraßen herrscht Tempo 30.

Pontevedra hat 12.000 neue Einwohner gewonnen

Wo früher noch die Autos dicht an dicht standen, flanieren heute Fußgänger durch Straßen, die nun viel luftiger und breiter erscheinen. Die kleinen Geschäfte der Innenstadt laufen gut, weil sich keine großen Einkaufszentren mehr ansiedeln dürfen. Außerdem hat Pontevedra in den letzten Jahren 12.000 neue Einwohner gewonnen, die sich von dem besonderen Lebensgefühl angezogen fühlten. Die umliegenden Ortschaften schmelzen eher langsam ab, während die autofreie Kommune erblüht.


Diese Veränderungen geschahen natürlich nicht ohne Gegenstimmen und Widerstand, darum hat Lores einige Ausnahmen gestattet: Brautleute dürfen weiterhin pompös mit ihrem Wagen zur Kirche und zurück fahren, die Feiergesellschaft muss ihnen jedoch zu Fuß folgen. Auch auf Beerdigungen dürfen Autos genutzt werden. Der Stadt kommt es zugute, dass sie klein genug ist, um sie auf Schusters Rappen innerhalb von 25 Minuten zu durchqueren. Genau richtig für ein ungewöhnliches Experiment dieser Art.

Quelle: theguardian.com

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