Wenn das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift, dann handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Bislang ließen sich weder Multiple Sklerose noch Lupus, rheumatoide Arthritis oder Diabetes I heilen. Nun haben Forscher einen Durchbruch erzielt, der eine echte Heilung in Aussicht stellt. Sie haben eine sogenannte »inverse Impfung« erfunden, die dem Immunsystem klarmacht: Diese Strukturen sollst du nicht bekämpfen! Bei Mäusen und Affen hat es schon funktioniert. Hilft demnächst eine Impfung gegen Krankheiten wie MS? Diese Impfung entschärft das Immunsystem gezielt Eigentlich machen Impfungen das Immunsystem sozusagen scharf, damit es gefährliche Keime besser erkennt und schnell vernichtet. Forscher an der Pritzker School for Molecular Engineering an der University of Chicago haben das Konzept umgedreht und eine fehlgeleitete Immunantwort entschärft. Dafür nutzten die Wissenschaftler einen schon vorhandenen Mechanismus: Das sogenannte erworbene Immunsystem markiert harmlose Partikel und lässt sie dann in Ruhe. So werden zum Beispiel Fremdmoleküle, die per Nahrungszufuhr in die Leber gelangen, toleriert. Um den Toleranzmechanismus zu triggern, koppelten Sie das als freundlich identifizierte Zuckermolekül pGal an ein Antigen, das eine überschießende Immunantwort auslöst. Die Mischung injizierten sie Mäusen, die entweder gerade eine MS-Induktion erhalten hatten oder schon erkrankt waren. Impfung wirkte präventiv bis hin zu heilend Bei Multipler Sklerose greifen die T-Zellen des Immunsystems die Myelinschicht an, die unsere Nerven schützend umgibt. Ob nun die Induktion mit MS bei den Nagern null, drei oder sechs Tage her war, das Ergebnis blieb immer gleich: Die Krankheit brach nach der inversen Impfung nicht aus. Doch besonders überraschend war, dass die bereits erkrankten Tiere eine signifikante Besserung erlebten. Bei sehr frischer Erkrankung zeigte sich nur noch eine sehr niedrige MS-Aktivität, eine etwas spätere Impfung bewirkte immerhin noch eine deutlich reduzierte Autoimmunreaktion. Nager, die unter einer schubweisen Multiplen Sklerose litten, erlebten innerhalb der 50-tägigen Studie keinen Rückfall. Immer gingen Lähmungen, Seheinschränkungen und Bewegungsprobleme zurück. Weitere Versuche mit Primaten brachten ähnliche Ergebnisse, die fälschliche Immunreaktion der Affen ließ sich über einen Zeitraum von mindestens 13 Wochen verhindern. Die Hoffnung ist entsprechend groß, dass sich aus diesen Versuchen eine neue Präventionsmethode und eine wirksame Behandlung bis hin zur vollständigen Heilung ergeben. Quelle: derstandard.at Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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