Die Zahl der wilden Lachse im Pazifik ist seit den 1990er Jahren signifikant gesunken. Ganz ungewöhnlich ist dieses Phänomen nicht. In der Regel wird dies auf Überfischung oder die Folgen des Klimawandels zurückgeführt. Eine Studie an der Universität Vancouver zeigt nun allerdings, dass der Mensch auch noch auf eine andere Art verantwortlich sein könnte. Konkret geht es um das Piscine Orthoreovirus. Dieser Erreger wurde 1999 erstmals in einer Lachsfarm in Norwegen nachgewiesen. Er kann bei den Tieren Herz- und Muskelentzündungen auslösen. Zunächst einmal waren davon allerdings nur Atlantische Lachse betroffen. Später haben die Forscher dann zumindest eine verdächtige räumliche Nähe identifiziert. Denn inzwischen werden Atlantische Lachse auch vor der Küste des kanadischen Bundesstaats British Columbia gezüchtet – also im Pazifik. Gleichzeitig sind dort die Bestände an wildem Pazifiklachs rückläufig. Bild: Wknight94, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons Das Virus kam vor rund dreißig Jahren in den Pazifik Die Forscher fragten sich daraufhin, ob hier ein Zusammenhang bestehen könnte. Hat der Mensch also mit den für die Zucht bestimmten Lachseiern auch das Virus importiert? Nach zahlreichen durchgeführten Untersuchungen muss diese Frage inzwischen mit ja beantwortet werden. So wiesen die Forscher das Virus zunächst bei den Pazifiklachsen nach. Anschließend führten sie eine Sequenzierung des Virusgenoms durch. Es ist die selbe Methode, mit der auch die globale Ausbreitung des Coronavirus untersucht wird. Dabei konnte eindeutig nachgewiesen werden, dass das Virus ursprünglich aus Lachszuchten im Nordatlantik stammt. Auch über den Zeitraum des Imports lassen sich Vermutungen anstellen. Demnach geschah dies vor rund dreißig Jahren – also zu dem Zeitpunkt als erstmals Eier von Atlantischen Lachsen in den Pazifik gebracht wurden. Bei weiteren Analysen konnten die Forscher zudem nachweisen, dass sich das Virus zwischen Wild- und Zuchttieren gleichermaßen ausbreitet. Lachsfarmen haben einen negativen Einfluss auf das Ökosystem Offensichtlich haben die Lachsfarmen also für die Verbreitung des Erregers im Pazifik gesorgt. Unklar ist allerdings noch, wie gefährlich dies für die Fische tatsächlich ist. Darüber macht die nun durchgeführte Studie keine Angaben. Einige Experten halten den Effekt auf die Bestände für vergleichsweise gering. Unabhängig davon stellt die Fischzucht aber einen nicht unerheblichen Eingriff in die natürlichen Ökosysteme dar. Schon in der Vergangenheit wurde mehrmals eine Übertragung von Krankheiten nachgewiesen – so etwa bei den tödlichen Lachsläusen. Hinzu kommen Probleme durch die massive Fütterung der Tiere. Inzwischen sind sich auch immer mehr Betreiber von Lachsfarmen dieser Problematik bewusst. In Norwegen wird daher inzwischen versucht, die Lachse so lange wie möglich in einem geschlossenen System zu züchten. Erst ganz am Ende werden sie dann tatsächlich ins Meer gelassen. Dadurch soll der Einfluss auf das natürliche Ökosystem zumindest verringert werden. Via: DLF Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter