Schreibt man die Statistik aus dem vergangenen Jahr in die Zukunft fort, sind die Aussichten für Italien alles andere als rosig. Denn rein statistisch gesehen, drohen die Italiener irgendwann schlicht auszusterben. In nackten Zahlen ausgedrückt, sieht das dann so aus: Im vergangenen Jahr kamen in Italien rund 400.000 Kinder zur Welt. Dieser Wert lag seit der italienischen Einigung im Jahr 1861 nie niedriger. Gleichzeitig starben zudem knapp 800.000 Einwohner. Die Zahl wurde zwar durch die Corona-Pandemie ein wenig in die Höhe getrieben. Sie hätte aber auch ohne diese Sondersituation deutlich über der Zahl der Neugeborenen gelegen. Ersten Schätzungen zufolge dürft die Einwohnerzahl Italiens damit erstmals seit langer Zeit wieder unter die Marke von sechzig Millionen gefallen sein. Eine Trendumkehr ist zudem auch in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. Foto: Year of the dragon, Creative Commons 3.0, via Wikimedia Commons Lange Jahre wuchs die Zahl der Einwohner stark Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Italien lange Zeit konstant sehr hohe Geburtenraten. So erblickten in den 1960er Jahren pro Jahr mehr als eine Millionen neue Italiener das Licht der Welt. Dies hatte zur Folge, dass die Einwohnerzahl des Landes immer weiter zunahm. Selbst mehrere Auswanderungswellen, bei denen insgesamt rund dreißig Millionen Menschen ihre Heimat verließen, konnten daran nichts ändern. Spätestens seit der Jahrtausendwende wurde das Bevölkerungswachstum aber nicht mehr von hohen Zahlen bei den Neugeburten angetrieben. Stattdessen wurde Italien nun selbst zu einem Einwanderungsland. Doch inzwischen ist auch hier das Saldo negativ. Im letzten Jahr vor Corona wanderten beispielsweise nur 11.000 Personen nach Italien ein. Gleichzeitig verließen aber 131.000 Italiener das Land. Diese Entwicklung wird auch als „fuga dei cervelli“ – als „Flucht der Gehirne“ – bezeichnet. Die stagnierende Wirtschaft muss in Schwung gebracht werden Der Grund für beide Entwicklungen – die niedrige Geburtenrate und die hohe Auswanderung – ist der gleiche: Die Wirtschaft des Landes stagniert und schafft es nicht ausreichend attraktive Jobs zu generieren. Die teilweise verkrusteten Strukturen sorgen zudem dafür, dass freie Stelen oftmals aufgrund von Beziehungen vergeben werden. Selbst gut ausgebildete junge Menschen finden daher oftmals nur einfache Hilfsjobs oder arbeiten im Callcenter. Die Familienplanung wird daher in vielen Fällen aufgeschoben oder ins Ausland verlegt. Hoffnung könnte nun ausgerechnet die Corona-Pandemie mit sich bringen. Denn die EU-Kommission hat ein gewaltiges Hilfsprogramm namens „Next Generation EU“ aufgelegt. Alleine Italien wird daraus rund 209 Milliarden Euro erhalten. Premierminister Mario Draghi hat bereits angekündigt, einen Großteil des Geldes für Investitionen in die Jugend des Landes zu nutzen. Via: Der Standard Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter