Die zunehmende Digitalisierung macht vor keinem Land in Europa halt. Selbiges gilt auch für mögliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Erst vor kurzem kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass zukünftig jeder Zweite von Arbeitslosigkeit durch Roboter betroffen sein könnte. In Finnland geht die Regierung eher von rund einem Drittel aus – aber auch diese Zahl erfordert bereits einen massiven Umbau des staatlichen Sozialsystems.


Das skandinavische Land hat sich daher zu einem Experiment in Sachen Bedingungsloses Grundeinkommen entschlossen: 2.000 per Los ausgewählte Arbeitslose erhalten dort monatlich 560 Euro. Anders als beim normalen Arbeitslosengeld sind damit keine Verpflichtungen und keine Abzüge verbunden. Es muss also beispielsweise nicht aktiv nach einer neuen Arbeitsstelle gesucht werden.


Die Teilnehmer entwickelten verschiedene wirtschaftliche Aktivitäten

Mit dieser Vorgehensweise wollen die finnischen Behörden herausfinden, welche Auswirkungen eine solche monatliche Zahlung auf die Leute hat: Werden diese dadurch zu neuen Aktivitäten inspiriert – wie dies Befürworter betonen? Oder ist das genaue Gegenteil der Fall – wie dies Kritiker erwarten? Zwar läuft das Projekt noch bis Dezember 2018, doch bereits jetzt lässt sich sagen: Auf die faule Haut gelegt haben sich die wenigsten Teilnehmer des Experiments. Stattdessen entwickelten sich teilweise erstaunliche geschäftliche Aktivitäten: So baut Juha Järvinen inzwischen nicht nur Trommeln aus Rentierfell, sondern will auch in einen eigenen Raum für verschiedene künstlerische Projekte investieren. In Zahlen ausgedrückt stellt sich der Erfolg des Grundeinkommens so dar: Järvinen hat heute monatlich 1.000 Euro mehr zur Verfügung als vorher.

Die in Finnland ausgezahlte Summe ist eher niedrig angesetzt

Die finnische Regierung hat daher auch bereits beschlossen, ab dem Jahr 2020 weitere ähnliche Experimente durchzuführen. Allerdings muss auch auf die Nachteile des aktuell laufenden Projekts hingewiesen werden. So ist zum einen die Zahl der Teilnehmer extrem gering, zum anderen die ausgezahlte Summe eher niedrig. Die eigentliche Idee des bedingungslosen Grundeinkommens ist aber, dass man theoretisch alleine davon leben kann. Dies aber würde enorme Kosten mit sich bringen: Für Deutschland haben Experten einen Wert von 700 Milliarden Euro ausgerechnet – unter der Annahme das jeder Erwachsene 800 Euro erhielte. Oder anders ausgedrückt: Die Einführung würde den Staat mehrere hundert Milliarden Euro zusätzlich kosten.

2 Kommentare

  1. Christian

    29. November 2017 at 14:13

    „Oder anders ausgedrückt: Die Einführung würde den Staat mehrere hundert Milliarden Euro zusätzlich kosten.“

    Und wie Befürworter nicht müde werden zu betonen: Der Großteil der Mehrausgaben würde Einsparungen und Synergieeffekte wieder wegfallen. Das was (nach der Einführung) übrig bleibt ist nichts weiter als ein Verlustvortrag.

  2. Klaus

    29. November 2017 at 20:21

    Das BGE ist eine ökonomische Notwendigkeit. Durch die Erfindung des Prozessors um 1970 bekam die Leistungsfähigkeit der Produktionsmittel eine exponentielle Charakteristik. Das Konkurrenzprinzip zwingt die Unternehmen zur Automation aller drei Wirtschaftssektoren – zudem ist die Welt spätestens seit Zusammenbruch des Ostblocks endlich geworden.
    Während vor 150 Jahren noch eine Idee und etwas Klingeldraht in vielen begabten Händen die Generierung von Weltmärkten ermöglichte, sind heute millionenschwere und zentralisierte Forschungsstätten dafür notwendig – die Innovationsrate sinkt nachweisbar !
    Neue Berufe wird es also immer geben, aber die Anzahl der dadurch geschaffenen Arbeitsplätze wird niemals mehr die Anzahl der wegfallenden Arbeitsplätze ersetzen können.
    Soll also die Produktion/Konsum Balance erhalten werden, muß das BGE eingeführt werden.

    Die Finanzierungsfrage ist irrelevant, da die globale Finanzwirtschaft Geldmengen erschuf, welche zum größten Teil keine realwirtschaftlichen Gegenwerte vorweisen können – der Wert dieses Geldes existiert nur aufgrund unseres Glaubens daran. Dieser Glauben sorgt auch dafür, daß keine sofortige Hyperinflation dieses Monopolygeldes eintritt.
    Die korrekte Frage zur Finanzierung des BGE muss also lauten: „Ist die Produktivität eines Staates oder Staatenbündnisses in der Lage, jedem Staatsbürger Waren und Dienstleistungen im momentanen Geldwert X frei zur Verfügung zu stellen ?“ Natürlich ist sie es, die Regale der Händler sind brechend voll, Teile der Produktion werden wegen fehlendem Absatz vernichtet. Legale Waren können in nahezu beliebiger Menge konsumiert werden, falls über die dafür notwendige Geldmenge verfügt wird.

    In diesem Kontext ein industrielles Wirtschaftswachstum zu fordern oder das BGE abzulehnen, kommt dem Versuch gleich, ein Feuer mit Benzin löschen zu wollen. Die Industrie muss stagnieren, die Zukunft liegt in der Informationsgesellschaft mit einem progressivem BGE.

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