250 Jahre nach dem Tod von Ludwig van Beethoven ist die 10. Sinfonie, von der nur 40 teilweise nur fragmentarische Skizzen existieren, vervollständigt worden. Die Arbeit übernahm ein Computer, angeleitet von einem Forscherteam um den Musikwissenschaftler Matthias Röder. „Wir haben die Skizzen in den Computer eingelesen und Künstliche Intelligenz (KI) hat diese Skizzen fortgeführt“, so Röder, Direktor des Karajan-Instituts Salzburg, das das Karajan-Archiv pflegt. Zum Team gehört der Programmierer Florian Colombo, der an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne studiert hat. Er hat sich auf Algorithmen für das Komponieren von Musik spezialisiert. An der 10. Sinfonie hat er zehn Jahre lang gearbeitet.


Computer lernte Beethoven-Stil


Damit das funktionierte musste die KI zuerst trainiert werden. Das Team „fütterte“ die Maschine mit zahlreichen Werken Beethovens: Symphonien, Klaviersonaten, Streichquartette. So lernte der Computer Beethovens Stil kennen und konnte die Fragmente im gleichen Stil weiterschreiben.

Dennoch darf man sich keine falschen Vorstellungen machen, so Röder: „Es ist nicht so, dass man auf den Knopf drückt und hinten kommt eine fertige Symphonie raus. Die Komposition des Computers habe zunächst sehr trocken und emotionslos geklungen, erzählt der Musikwissenschaftler. Die Aufgabe seines Teams war es, aus den zahlreichen Vorschlägen der KI die geeigneten Versionen auszuwählen, miteinander zu verbinden und zu orchestrieren. „Jetzt klingt das Stück wie andere Symphonien auch.“ Tatsächlich hat der Computer „seinen“ Beethoven gut gelernt. In der zehnten Sinfonie finden sich zahlreiche Bruchstücke und Themen aus anderen Werken des Bonner Komponisten. 

Computer hilft beim Komponieren

Aber welchen Nutzen haben solche Forschungsprojekte für Musikerinnen und Musiker? „Komponistinnen und Komponisten können die Künstliche Intelligenz auch mit ihrer eigenen Musik trainieren“, sagte Röder dem „Bayrischen Rundfunk“. Wenn die Software einen Stil verinnerlicht hat, kann sie als Werkzeug beim Kompositionsprozess helfen, indem sie etwa Passagen ausarbeitet oder neue Inspiration bringt. Das sei vergleichbar mit Assistenten oder Schülern von Komponisten der Vergangenheit, die auch häufig Partituren kopiert oder ausgearbeitet haben.

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