Das Wetter und Klima in Europa wird hauptsächlich von zwei konkurrierenden Drucksystemen bestimmt: dem Islandtief und dem Azorenhoch. Letzteres hat sich in den letzten 100 Jahren anormal vergrößert, was dramatische Folgen für die klimatischen Bedingungen auf dem europäischen Kontinent nach sich zieht. Das Hoch bringt im Sommer mehr heiße, trockene Luft zu uns und blockiert in Westeuropa den Winterregen. Die aktuelle Entwicklung des Azorenhochs ist in den letzten 1000 Jahren beispiellos, so Forscher:innen. Primär verantwortlich für diese Entwicklung ist der anthropogene Klimawandel. Foto: Cold Sun, Mark Vegas, Flickr, CC BY-SA 2.0 Zwei Druckgebiete bestimmen das europäische Klima Das Azorenhoch sowie das Islandtief bestimmen über ihre Lage, Größe sowie den zwischen ihnen herrschenden Druckgradienten maßgeblich, ob warme, trockene Luftmassen nach Europa strömen oder wir von den regenreichen Wirbeln atlantischer Tiefdruckgebiete frequentiert werden. Wenn das Azorenhoch stark ausgeprägt ist und weit nach Nordosten reicht, dann blockiert es den Weg, den Tiefdruckgebiete nach West- und Mitteleuropa nehmen. Dies resultiert im Sommer in heißem, trockenen Wetter, im Winter im Ausbleiben des Winterregens. „Das Azorenhoch ist damit ein effektiver Torhüter für Niederschläge auf dem europäischen Kontinent„, so ein Team rund um Nathaniel Cresswell-Clay von der Woods Hole Oceanographic Institution in den USA. In den letzten Jahrzehnten beobachteten Meterolog:innen vermehrt, dass der für die iberische Halbinsel so wichtige Winterregen immer weniger dort ankommt. Die Folgen sind vermehrte Trockenheit und Waldbrände in Spanien und Portugal. Um die Rolle des Azorenhochs in diesem Geschehen zu ermitteln, haben Vresswell-Clay und seine Kolleg:innen die Entwicklung dieses Hochdrucksystems in den letzten 1200 Jahren rekonstruiert. Dabei verwendeten sie Wetterdaten, mit deren Hilfe sie die Größe, Intensität und Ausdehnung des Azorenhochs sowie das Wetter in Westeuropa mit insgesamt sechs verschiedenen Klimamodellen ermitteln konnten. Deutliche Veränderungen am Azorenhoch „Das Azorenhoch hat sich im letzten Jahrhundert dramatisch verändert„, fassen die Forscher:innen ihre Ergebnisse zusammen. Seit dem Jahr 1850 nimmt das Azorenhoch allmählich an Fläche zu. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts häufen sich die Phasen, in denen das Hochdrucksystem besonders ausgedehnt ist. Der Trend hat sich seit 1980 nochmal deutlich verschärft, sodass es in den letzten 25 Jahren im Schnitt zu 6,4 Wintern mit einem extrem vergrößerten Azorenhoch kam. In den 25 Jahren davor waren es lediglich 2,6 solcher Winter. „Diese Veränderungen im Nordatlantischen Klima sind beispiellos in den letzten tausend Jahren. Unsere Resultate belegen, dass diese Ausdehnung von externen Klimafaktoren getrieben wird und dass der einzige Faktor, der dieses Verhalten produzieren kann, der Anstieg der atmosphärischen Treibhausgas-Konzentrationen ist„, so die Wissenschaftler:innen. Es fehlt an Regen Besonders am klimatischen Geschehen und Wetter in Spanien und Portugal sei dies deutlich erkennbar: „Beobachtungen belegen, dass anomal große Azorenhochs im Schnitt 33 Prozent weniger Winterregen an die Westküste der Iberischen Halbinsel bringen„, erklären die Forscher:innen weiter. Mit der Vergrößerung des Azorenhochs geht der Einstrom trockener Höhenluft nach Europa sowie eine Verlagerung der Sturmbahnen über dem Nordatlantik einher. Im „Normalzustand“ strömt über den Südrand des Azorenhochs feuchte Luft nach Südwesteuropa sowie in den Mittelmeerraum ein. Diese wird nun oft blockiert und umgelenkt. „Die zunehmend häufigeren Winter mit extrem ausgedehntem Azorenhoch stimmen daher gut mit der immer stärkeren Trockenheit während der industriellen Ära überein„, so die Wissenschaftler:innen weiter. Wenn der Klimawandel die Ausdehnung des Azorenhochs weiter antreibt, wird diese Ausdehnung sich auch immer mehr auf das Klima in Europa auswirken. Die Folgen sind eine steigende Anzahl von Sommerdürren sowie eine Minderung der für Westeuropa so typischen regenreichen Winter. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter