Bisher dürfte Olivin bei den meisten Deutschen lediglich in der Sauna eine Rolle spielen. Dort kommt das wärmehaltende Gestein im Rahmen von Aufgüssen zum Einsatz. Auch bei der Produktion von hitzefreien Gläsern wird das Material teilweise verwendet. Abgesehen davon ist die Nachfrage nach dem Silikatgestein bisher aber nicht besonders hoch. Dies könnte sich zukünftig allerdings ändern. Denn Forscher verbinden mit Olivin große Hoffnungen im Kampf gegen den Klimawandel. So postulierte der Kernphysiker Walter Seifritz bereits im Jahr 1990, dass Gestein durch die sogenannte Verwitterung CO2 speichert. Spätere Laborversuche haben diese These bestätigt. Dabei erwies sich eben das bereits erwähnte Olivin als besonders vielversprechend: Eine Tonne des Gesteins konnte bis zu 850 Kilogramm Kohlendioxid aufnehmen. Allerdings nur unter Laborbedingungen. Nun sollen erste Praxistests zeigen, ob sich ähnliche Werte auch in der freien Natur erreichen lassen.


Bild: Hannes Grobe, AWI, CC BY-SA 2.5 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5>, via Wikimedia Commons

In der Karibik finden wichtige Praxistests statt

Einfach auf die natürliche Verwitterung von Gestein zu setzen, reicht hierbei nicht aus. Denn der Prozess nimmt normalerweise Jahrzehnte in Anspruch. So viel Zeit bleibt in Sachen Klimaschutz natürlich nicht. Die Verwitterung lässt sich aber beschleunigen, indem man das Gestein in zermahlener Form ausbringt und regelmäßig bewässert. In der Dominikanischen Republik hat daher die Organisation Vesta Olivin-Gesteinsmehl auf einem Strand verteilt. Zahlreiche Messstationen sollen dort im Laufe der Zeit messen, wie viel klimaschädliches Gas tatsächlich gebunden wurde. Auch die Auswirkungen auf die Ökosysteme und der Einfluss auf die Nahrungsketten soll so untersucht werden. Um Vergleichswerte zu erhalten wurde zudem ein ähnliches Projekt in der Nähe von New York realisiert. Solche Studien unter realistischen Bedingungen werden dringend benötigt. Denn erst kürzlich zeigte eine Überblicksstudie, dass es überhaupt erst fünf Feldstudien zur CO2-Bindung von Silikatgesteinen gab.

Theoretisch könnten zwischen zwei und fünf Milliarden Tonnen CO2 gebunden werden

Vier davon fanden zudem auf dem gleichen Acker statt. Gleichzeitig verbinden sich mit dem sogenannten „Enhanced Weathering“ große Hoffnungen. So kamen Prognosen zu dem Ergebnis, dass durch großflächiges Ausstreuen des Gesteinsmehls auf Feldern, über Wäldern und an Stränden jährlich zwischen zwei und fünf Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr gespeichert werden können. Dies wäre ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz. Am Ende des Prozesses entstünde dann entweder Kalziumkarbonat, das im Boden verbleibt oder Hydrogenkarbonat, das irgendwann auf den Meeresboden sinkt. Bevor das Verfahren aber wirklich großflächig zum Einsatz kommen kann, muss zunächst geprüft werden, ob der Ansatz auch praxistauglich ist und keine unerwünschten Nebenwirkungen mit sich bringt. Diese Überprüfung wiederum ist aufwändiger und komplizierter als man auf den ersten Blick denkt. Bis also Olivin tatsächlich zu einem begehrten Rohstoff wird, dürften selbst im besten Fall noch einige Jahre vergehen.


Via: Wiwo

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