Es sieht aus wie Wasser, ist auch Wasser, für Mensch und Tier ganz ungefährlich. Mikroorganismen dagegen, die Kartoffeln oder Getreide befallen, sterben ruckzuck ab, wenn sie mit der Flüssigkeit in Berührung kommen. Es handelt sich um eine Spezialform, um Elektrochemisch aktiviertes Wasser (ECAW), das ausschließlich Pilze und andere Schädlinge befällt. Chemische Pflanzenschutzmittel sind dann überflüssig. Schwermetall Kupfer wird überflüssig „Wir testen ECAW auf rund 20 Feldern in allen Teilen Deutschlands“, sagt Marcel Thieron, Geschäftsführer von Argus Monitoring in Alsdorf bei Aachen. Der Erfolg ist durchschlagend, und unter anderem eine neue Hoffnung für Biobauern. Deren zugelassenes Kampfmittel gegen Schädlinge enthält Kupfer, ein Schwermetall, das von einer bestimmten Konzentration an die Umwelt belastet. ECAW dagegen baut sich rückstandsfrei ab. Gleichstrom aktiviert Wasser Hergestellt wird die water.protect genannte Flüssigkeit in einem Reaktor, den Aquagroup aus Weiden in der Oberpfalz entwickelt hat, ein Spezialist für die Bekämpfung von gefährlichen Keimen etwa im Kühlwasser. Das Unternehmen konkurriert mit Georg Bayer-Uphues aus Rosendahl, das einen ähnlichen Reaktor entwickelt hat. In beiden Fällen wird normales Leitungswasser mit einer winzigen Prise Kochsalz angereichert. Das ist nötig, um die elektrische Leitfähigkeit des Wassers zu verbessern. Der Tank ist in zwei Kammern getrennt, die mit einer Membran voneinander getrennt sind. In beide Kammern tauchen jetzt Elektroden ein, zwischen denen ein schwacher Gleichstrom fließt. In einer Kammer bildet sich eine saure Flüssigkeit, Anolyte genannt, in der anderen eine basische namens Katolyte. In einer Kammer bildet sich eine so genannte Anolyte-Lösung genannt, in der anderen eine Katolyte-Lösung. Salzeintrag ist vernachlässigbar Die Anolyte-Lösung ist Gift für Mikroorganismen. Sie perforiert deren Zellmembran, was zum Absterben innerhalb von Sekunden führt. Warum das geschieht ist wissenschaftlich noch nicht ergründet. Alle höher entwickelten Lebewesen, auch Insekten, haben keine offen liegende Zellmembran, sind also geschützt. Die Lösung wird wie Pflanzenschutzmittel versprüht. Anders als diese, die über einen längeren Zeitraum wirksam sind, muss Anolyte zu ganz bestimmten Zeitpunkten gespritzt werden. Dazu müssen die Pflanzen in regelmäßigen Abständen auf Schädlingsbefall untersucht werden. Genau das macht Thierons Team. Das Wasser verdunstet innerhalb kürzester Zeit. Zurück bleiben kleinste Mengen an Salz, was allerdings nicht tragisch ist. Denn es ist weit weniger als die Salzmenge in Düngemittel. „In 3200 Jahren landet mit water.protect so viel Salz auf einem Feld wie durch Düngemittel innerhalb eines Jahres eingebracht wird“, sagt Thieron. Water.protect ist noch in der Testphase. Thieron schätzt, dass die Zulassungsprozedur rund drei Jahre dauert. Gefördert wird die Entwicklung, an der auch Universitäten und Forschungseinrichtungen aus Aachen, Bonn, Darmstadt und Neustadt an der Weinstraße beteiligt sind, vom Bundeslandwirtschaftsministerium und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter