Wenn man den Begriff Blaualgen hört, denkt man zunächst vermutlich an eine Pflanze. Tatsächlich handelt es sich aber um Bakterien. Genau genommen um Cyanobakterien. Sie ähneln daher eher einem Darmbakterium als einem Olivenbaum. Forscher der Universität Bonn machten nun allerdings eine interessante Entdeckung: Die Cyanobakterien können mithilfe von Licht aus Wasser und Kohlendioxid Öl herstellen. Dies ist überraschend, weil die Wissenschaft bisher davon ausging, dass diese Fähigkeit ausschließlich Pflanzen vorbehalten ist. Schon heute wird daher beispielsweise großflächig Raps angebaut, um diesen anschließend entsprechend zu verwerten. Ganz unumstritten ist diese Vorgehensweise allerdings nicht. Denn Kritiker verweisen darauf, dass man die landwirtschaftlichen Flächen auch sinnvoller nutzen könnte. Zusammenfassen lässt sich die Kritik unter dem Slogan „Tank oder Teller“. Foto: Yannic Müller/Uni Bonn Chloroplasten könnten von den Bakterien abstammen Hier könnten die Cyanobakterien eine Lösung bieten. Denn diese benötigen keinen Acker für ihr Wachstum, sondern lediglich einen Behälter mit dem richtigen Kulturmedium. Wie aber kam es überhaupt zu der Entdeckung der besonderen Fähigkeiten? Dazu muss man in der Evolutionsgeschichte weit zurückgehen. So vermuten viele Wissenschaftler, dass die Chloroplasten, die bei Pflanzen für die Photosynthese zuständig sind, ursprünglich von den Cyanobakterien abstammen. Dieser Theorie zufolge hat eine Ur-Pflanzenzelle einst ein entsprechendes Bakterium verschluckt, das danach in der Zelle weiterlebte. Die Forscher in Bonn drehten den Spieß nun herum: Wenn die Chloroplasten tatsächlich von den Blaualgen abstammten, dann müssten diese doch auch über die Fähigkeit zur Ölproduktion verfügen – so der Gedankengang. Daher schauten sie sich das Erbgut verschiedener Cyanobaktieren einmal genauer an. Der Befund ist doppelt interessant Tatsächlich wurden sie recht schnell fündig und entdeckten ein für die Ölproduktion zuständiges Gen. Weitere Test bewiesen dann, dass die Bakterien tatsächlich in kleinsten Mengen Öl gewinnen. Interessant ist diese Entdeckung in doppelter Hinsicht. So könnte damit erklärt werden, wie Pflanzen im Laufe der Evolution die Fähigkeit zur Photosynthese erlangten. Gleichzeitig ergeben sich aber auch ganz praktische Anwendungsmöglichkeiten für die Gegenwart. Denn die Bakterien könnten genutzt werden, um Tierfutter oder Bio-Kraftstoffe zu produzieren. Bei der Verbrennung des Kraftstoffs würde dabei nur die Menge an Kohlendioxid freigesetzt, die der Luft zuvor entzogen wurde. Noch allerdings sind die von den Cyanobakterien produzierten Mengen an Öl denkbar gering. Dies wollen die Forscher auf zwei Wegen ändern. Zum einen soll nach weiteren Arten geschaut werden, die möglicherweise etwas produktiver sind. Zum anderen könnten gentechnische Veränderungen hier für eine Verbesserung sorgen. Via: Universität Bonn Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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