Im Biomassekraftwerk Simmering in Wien werden Hackschnitzel verbrannt, Abfälle, die beim Bewirtschaften der umliegenden Wälder anfallen. Es emittiert Kohlendioxid, allerdings nur so viel, wie die Bäume während des Wachstums der Luft entnommen haben. Das Kraftwerk arbeitet also klimaneutral. Ein Teil des Klimagases wird mit einer neuartigen Technik aus dem Rauchgas entfernt und als Pflanzennahrung in benachbarte Treibhäuser geleitet, um neue Biomasse zu binden. Das Kraftwerk ist damit eine Kohlendioxid-Senke. Bild_: Tobias Smith, Shoot Unit/Shell Klimaschädliche Anlagen werden entschärft Das Verfahren haben Forscher um Professor Hermann Hofbauer vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften an der Technischen Universität Wien entwickelt. Die Kosten für die Abtrennung liegen um 25 Prozent unter denen bei herkömmlichen Verfahren. Sie Wissenschaftler können sich vorstellen, dass Module, die mit ihrer Technik ausgestattet sind, Industrieanlagen und Kraftwerken nachgeschaltet werden, die auf diese Weise klimaneutral werden. Das abgetrennte Kohlendioxid lässt sich nicht nur als Pflanzennahrung verwenden, sondern auch zur umweltverträglichen Herstellung von Treibstoffen. „Schwämme“ saugen Kohlendioxid auf Hofbauer und sein Team nutzen ein Verfahren namens Temperaturwechsel-Adsorption. Dazu sind zwei Wirbelschichtkammern nötig. In der ersten tanzen im Abgasstrom hochporöse Partikel, deren Oberfläche mit Aminen angereichert sind. Das sind organische Verbindungen, die letztlich Abkömmlinge des Ammoniaks sind. Amine saugen wie Schwämme Kohlendioxid-Moleküle an. Das klappt am besten bei einer Temperatur von 40 bis 60 Grad Celsius. Derart beladen strömen die Partikel in die zweite Wirbelkammer, in der eine Temperatur von 105 bis 120 Grad herrscht. In dieser Atmosphäre geben die Teilchen das Kohlendioxid wieder frei. Nach einer Abkühlphase wird es in die Treibhäuser geleitet. Die Partikel mit der Aminbeschichtung landen schließlich wieder in der ersten Kammer. Shell will die Anlage übernehmen ViennaGreenCO2 heißt das Projekt. Die Anlage hat bereits 1000 Betriebsstunden hinter sich. Pro Tag entzieht sie dem Rauchgas 700 Kilogramm Kohlendioxid. Messungen zeigten, dass die Amine mehr als 90 Prozent des Kohlendioxids aus dem Rauchgas entfernen, selbst wenn dessen Konzentration mit vier Prozent extrem gering ist. Nach Anschluss der Testphase wird die Anlage in die Niederlande transportiert und von dem Ölkonzern Shell weiterbetrieben. via TU Wien Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter