Bisher schien die Sache klar zu sein: Volkswagen setzt voll auf klassische Elektroantriebe. Möglichen Alternativen mit Wasserstoff erteilte Konzernchef Herbert Diess jedenfalls gleich mehrmals eine öffentliche Absage. Selbiges schien für den zum Unternehmen gehörenden Lastwagen-Produzenten Traton zu gelten. Doch nun zeigt sich: Zumindest eine Hintertür scheint man sich bei Volkswagen doch offen lassen zu wollen. Darauf deutet zumindest ein gemeinsam mit dem Unternehmen Kraftwerk Tubes angemeldetes Patent. Dabei geht es um eine neuartige Brennstoffzelle. Die entscheidende Innovation besteht darin, dass anstelle einer Kunststoffmembran eine Keramikmembran zum Einsatz kommt. Dadurch kann unter anderem auf den Einsatz von Platin verzichtet werden. Alles in allem erhoffen sich die Köpfe hinter dem Projekt deutlich sinkende Produktionskosten. Im Idealfall könnten die heute sehr teuren Wasserstoff-Autos dadurch preislich konkurrenzfähig werden.


Volkswagen ist nicht der einzige Partner des Startups

Gegenüber konventionellen Elektroautos könnte die Brennstoffzelle zudem für einen zweiten großen Vorteil sorgen: Die Entwickler stellen Reichweiten von bis zu 2.000 Kilometern pro Tankfüllung in Aussicht. Die Kerntechnologie hat die Firma Kraftwerk Tubes eigenen Angaben zufolge bereits entwickelt. Nun will man sie gemeinsam mit den Volkswagen-Ingenieuren zur Marktreife bringen und in Autos integrieren. Der deutsche Autobauer ist hier allerdings nicht der einzige Partner. So kooperiert Kraftwerk Tubes unter anderem auch mit der Luxusmarke von Nissan Infinity. Es ist zudem schwer einzuschätzen, ob Volkswagen die Technologie tatsächlich für einen wichtigen Durchbruch hält und massiv vorantreiben will. Oder ob der Konzern lediglich für den Fall gewappnet sein möchte, dass die bisher eingeschlagene Strategie doch nicht so erfolgreich ist wie erhofft. Bisher jedenfalls spielt das Thema Wasserstoff in der Unternehmenskommunikation keine Rolle.


Die Brennstoffzelle für die Hosentasche scheiterte einst

Interessant ist zudem ein Blick auf die Frage, wer eigentlich hinter dem Unternehmen Kraftwerk Tubes steckt. Es handelt sich um Dr. Sascha Kühn. Dieser wiederum sorgte schon vor knapp zwanzig Jahren mit einer futuristischen Idee für Schlagzeilen. So entwickelte er im Rahmen seiner Doktorarbeit eine Brennstoffzelle für die Hosentasche. Diese sollte mit Campinggas befüllt werden können und dann einen Monat lang Strom etwa für ein Smartphone liefern. Wenn man so möchte handelt es sich also um die Brennstoffzellen-Variante der heute weit verbreiteten Powerbank. Um aus seiner Idee ein marktreifes Produkt zu machen, wandte Kühn sich schließlich an eine Crowdfunding-Plattform und fand dort tatsächlich 11.000 Unterstützer. Diese erhielten aber nie ein finales Produkt. Der Grund: Kühn hätte weitere Investoren benötigt, konnte diese aber nicht finden. Stattdessen schlitterte seine damalige Firma eZelleron in die Insolvenz. Der Gründer ging mit seiner Technologie anschließend in die Vereinigten Staaten, sammelte neues Geld ein und ist heute offensichtlich auch wieder in Deutschland aktiv.

Via: tz

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