Mecklenburg-Vorpommern hat in Sachen Energieversorgung lange auf die neue Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 gesetzt. Diese sollte Gas aus Russland nach Norddeutschland befördern. Das Land gründete sogar eigens eine sogenannte Klimastiftung, um mögliche US-Sanktionen zu umgehen. Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine erwies sich dieser Ansatz aber als fatale Fehleinschätzung. Denn die Bundesregierung untersagte anschließend die Inbetriebnahme der Pipeline. Die Verwerfungen auf dem Energiemarkt inklusive stark steigender Strom- und Gaspreise treffen das eher strukturschwache Mecklenburg-Vorpommern zudem besonders hart. Die dort regierende Koalition aus SPD und Linkspartei steht daher unter Druck, schnell Lösungen zu finden. Deshalb wurde nun unter der Federführung von Umweltminister Till Backhaus (SPD) ein landesweiter Energiegipfel abgehalten. Dort sollten Maßnahmen beschlossen werden, um die Energiesicherheit des Landes sicherzustellen. Einige der beschlossenen Punkte kommen einem sehr bekannt vor. So sollen etwa Genehmigungsverfahren für neue Ökostromanlagen beschleunigt werden.


Bild: Priwatt

Die Anbindung an das Stromnetz erfolgt über die Steckdose

Andere Punkte hingegen sind durchaus innovativ und könnten Vorbildcharakter für den Rest der Republik haben. So wurde die Einführung einer staatlichen Förderung für Solarmodule auf Balkonen, Terrassen oder an Fassaden beschlossen. Davon könnten vor allem Mieter profitieren, die bisher nicht die Möglichkeit hatten, einfach Solarmodule auf dem Dach zu installieren. Insgesamt will die Landesregierung in einem ersten Schritt zehn Millionen Euro zur Verfügung stellen. Aus diesem Topf können Privatpersonen einen Zuschuss von bis zu 500 Euro erhalten, wenn sie eine entsprechende Anlage installieren. Konkret geht es um Kleinkraftwerke mit einer Leistung von bis zu 600 Watt. Diese müssen in der Regel nicht aufwändig angeschlossen werden, sondern werden einfach über eine Steckdose an das häusliche Stromnetz angeunden. Auf diese Weise kann zumindest ein Teil des eigenen Stromverbrauchs autark gedeckt werden. Was darüber hinaus benötigt wird, kann auch weiterhin aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen werden. Im Idealfall sollte die Stromrechnung aber niedriger ausfallen als vor der Installation der eigenen Solaranlage.

Der Vermieter muss seine Zustimmung erteilen

Auf diesen Effekt dürfte auch die Landesregierung setzen. Denn sie sucht dringend nach Maßnahmen mit denen die Einwohner schnell und unkompliziert entlastet werden können. Aus bürokratischer Sicht ist die Installation der Solaranlagen auf dem Balkon zudem überraschend einfach. Eine spezielle Genehmigung ist nicht erforderlich. Allerdings muss die Anlage dem Netzbetreiber zur Kenntnis gebracht werden. Denn wenn jeder eine eigene Solaranlage betreibt, bleibt dies natürlich nicht ohne Auswirkungen auf den Netzbetrieb. In einigen Fällen kann es zudem nötig sein, die Zustimmung des Vermieters beziehungsweise der Hausgemeinschaft einzuholen. Ob und wann die Zustimmung verweigert werden darf, hängt wiederum vom Einzelfall ab. Parallel dazu will Mecklenburg-Vorpommern auch andere innovative Ansätze zum Ausbau der Solarenergie verfolgen. So ist etwa die Installation auf denkmalgeschützten Gebäuden angedacht. Hier könnten farbige Solarmodule helfen, die Zustimmung der Denkmalschutzbehörden zu erlangen. Außerdem soll die sogenannte Agri-Photovoltaik vorangetrieben werden. Hier werden die Solarmodule über Äckern installiert.


Via: NDR

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