Die Schwäbischen Alb nahe Stuttgart soll zum Blütenmeer werden. Nicht, dass dort eine Gartenschau stattfindet. Die raue Hochebene soll zur Produktionsstätte von ätherischen Ölen aus Lavendel werden, einem wichtigen Rohstoff für die Beauty-Industrie im Schwäbischen. Die spart sich dann den relativ langen Transportweg aus Südfrankreich, dem traditionellen Anbaugebiet der lila blühenden Pflanze.


Auch die Reste sollen verwertet werden

In einem gemeinsamen Forschungsprojekt prüfen die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) nahe Stuttgart, die Universität Hohenheim in Stuttgart und naturamus in Aichelberg, ein Naturprodukte-Lieferant für die Kosmetik- und Lebensmittelindustrie, geeignete Lavendelsorten und entwickeln energieeffiziente Methoden, daraus ätherisches Öl herzustellen. Auch für die Verwertung der großen Mengen an Reststoffen, die bei der Produktion anfallen, gibt es Ideen: Die DITF erforschen, wie daraus Fasern für klassische und technische Textilien sowie Faserverbundwerkstoffe hergestellt werden können.


Test mit fünf Lavendel-Varianten

Der Anbau von Lavendel auf der Alb bedeutet Neuland. Die Universität Hohenheim testet deswegen an vier Standorten fünf verschiedene Sorten, zum Beispiel auf dem Sonnenhof bei Bad Boll. Ende des Jahres werden die ersten Ergebnisse erwartet, sodass der Anbau im nächsten Jahr beginnen kann.

Fasern müssen aus ihrer Matrix befreit werden

Die Blüten sind der kleinste Teil der Pflanze. Doch auch den Rest haben DITF-Forscher im Visier. Aus Lavendelstängeln können Fasern für Textilien gewonnen werden. An den DITF laufen bereits Entwicklungen und Analysen mit diesem nachwachsenden Rohstoff. Um die Fasern zu gewinnen müssen die Stängel aufgeschlossen, das heißt, in ihre Bestandteile zerlegt werden. Innerhalb eines Faserbündels sind die verholzten (lignifizierten) Einzelfasern fest durch pflanzlichen Zucker – Pektin –, verbunden. Diese Verbindung soll mit Bakterien oder Enzymen aufgelöst werden. DITF-Wissenschaftler Jamal Sarsour untersucht verschiedene Vorbereitungstechniken und Methoden, um aus dem Material Lang- und Kurzfasern herzustellen.

„Wir sind gespannt, wie hoch die Ausbeute an Fasern sein wird und welche Eigenschaften diese Fasern haben,“ so Sarsour. Projektleiter Thomas Stegmaier ergänzt: „Die Länge, die Feinheit und die Festigkeit der Faserbündel entscheiden über die Verwendungsmöglichkeiten. Feine Fasern sind für Bekleidung geeignet, gröbere Faserbündel für technische Anwendungen“.

 

Quelle: ditf

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