Jeden Tag gehen in Deutschland rund vierzig Autos in Flammen auf. In den meisten Fällen handelt es sich um Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Doch je mehr Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind, desto häufiger brennen auch diese. Für die Feuerwehren stellt dies ein Problem dar. Denn um einen Verbrenner zu löschen, benötigen Feuerwehrleute eine Viertelstunde Zeit und 500 Liter Wasser. Bei einem Elektroauto hingegen dauert der Löschvorgang bis zu drei Stunden und es werden 10.000 Liter Wasser verbraucht. Anschließend muss das Auto zudem mithilfe von Spezialtechnik sicher abtransportiert und noch drei Tage beobachtet werden. Denn die Batteriezellen könnten sich ansonsten jederzeit neu entzünden. Bisher ist allerdings völlig unklar, wer diese Aufgabe übernimmt. In einigen Bundesländern wurde diese Aufgabe den Abschleppdiensten übertragen. In anderen wiederum wird diese besondere Form der Brandwache von den Feuerwehren übernommen.


Bild: Feuerwehr Hofgeismar, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons

Ausgebrannte Elektrofahrzeuge rauben der Feuerwehr viel Zeit

Diese wünschen sich nun allerdings ein deutlich stärkeres Engagement der Hersteller in diesem Punkt. So ist es in der Chemieindustrie beispielsweise üblich, dass Unternehmen im Brandfall eigene Experten abstellen, die die Feuerwehr unterstützen und Aufgaben abseits des eigentlichen Löschvorgangs übernehmen. In der Autoindustrie gibt es bisher hingegen keine solche Regelung. Auch beim Abtransport und der Entsorgung der vom Feuer zerstörten Elektrofahrzeuge übernehmen die Hersteller bisher keine Verantwortung. Hier fordern die deutschen Feuerwehren, dass zumindest die von den Abschleppunternehmen benötigte Spezialausrüstung von den Autobauern finanziert wird. Auch bei der Schulung und Ausbildung von Feuerwehrleuten sowie Abschleppunternehmen wäre ein stärkeres Engagement sinnvoll und notwendig. Es ist allerdings fraglich, ob eine stärkere Unterstützung auf freiwilliger Basis erreicht werden kann. Wahrscheinlicher ist, dass eine gesetzliche Regelung notwendig sein wird.

Produktionsfehler treten unabhängig vom Antrieb auf

Potenzielle Käufer von Elektroautos sind allerdings keiner besonderen Gefahr ausgesetzt. Denn die Brandgefahr ist bei batteriebetriebenen Autos nicht größer als bei Verbrennern. Davon ausgenommen sind allerdings Fahrzeuge, bei denen es zu Produktionsfehlern gekommen ist. So musste General Motors erst kürzlich 142.000 Fahrzeuge des Elektroautos Chevrolet Bolt zurück in die Werkstätten beordern. Der Hintergrund: Einzelne defekte Batteriezellen könnten sonst Kurzschlüsse und daraus entstehende Brände verursachen. Produktionsfehler sind allerdings kein neues Phänomen. Vielmehr sind davon fast alle Hersteller regelmäßig betroffen – und zwar sowohl bei Verbrennern als auch bei Elektroautos. In den letzten Jahren wurden zudem immer mehr Produktionsplattformen etabliert, die Kosten senken sollen. Gleichzeitig führt dies aber dazu, dass Probleme bei einzelnen Teilen schnell große Zahlen an Fahrzeugen betreffen. Auch dies ist aber kein spezifisches Problem von Elektroautos.


Via: Der Spiegel

1 Kommentar

  1. Olaf Barheine

    30. August 2021 at 12:01

    Als Ergänzung: In Deutschland kommt es laut Versicherungswirtschaft jedes Jahr zu 15.000 Fahrzeugbränden. Elektrofahrzeuge dürften einen Bruchteil davon ausmachen.

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