Nach Fertigstellung des Brennerbasistunnels zwischen Österreich und Italien soll das abfließende Drainagewasser, das aus dem Felsmassiv kommt, energetisch genutzt werden. Eventuell wird zusätzlich die Wärme des Gesteins direkt angezapft. Thomas Marcher, Professor am Institut für Felsmechanik und Tunnelbau der Technischen Universität Graz, sieht die Möglichkeit, Teile von Innsbruck, der Tiroler Landeshauptstadt, die vor dem Tunnelmund liegt, mit dem Wasser zu heizen beziehungsweise im Sommer zu kühlen. 


Bild: BBT SE

Wärmepumpen heben das Temperaturniveau

Das Wasser hat zwar keine ausreichende Temperatur. Es kann aber mit Wärmepumpen auf ein brauchbares Niveau gehoben werden, sodass es zum Heizen und zur Warmwasserbereitung reicht. Wärmepumpen entziehen dem Wasser Energie, das macht etwa zwei Drittel dessen aus, was zur Nutzung nötig ist. Den Rest liefert elektrischer Strom, der in Österreich zu 76 Prozent auf der Basis von Wasser, Sonne, Wind und Biomasse erzeugt wird, also ohne Emissionen von Kohlendioxid. Das Brennerwasser würde in erster Linie Gasheizungen ersetzen.

Züge fahren mit Tempo 250

Das Bauwerk, errichtet von der Brenner Basistunnel Gesellschaft, wird nach seiner Fertigstellung im Jahr 2025 mit 64 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt sein. Er besteht aus zwei voneinander getrennten Röhren, durch die die Züge fahren mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 Kilometer pro Stunde fahren. Dazwischen befindet sich ein Wartungstunnel, durch den das Drainagewasser abgeleitet wird. Alle Röhren führen mit einer sehr schwachen Steigung von Österreich aus gesehen bergauf, sodass das Drainagewasser selbstständig Richtung Innsbruck fließt. Diese Begleitumstände sorgen dafür, dass die zusätzlichen Investitionen gering sind, das Projekt sich also schnell amortisiert.


Negative Folgen sollen ausgeschlossen werden

Ob der Tunnel ganz nebenbei auch zum Heizen und Klimatisieren genutzt werden kann soll innerhalb eines Jahres erforscht werden. Dabei geht es auch um mögliche negative Folgen. „Wir müssen intensiv überprüfen, wie sich der Wärmeentzug langfristig auf die thermophysikalischen Eigenschaften des Gebirges auswirkt. Denn was wir alle nicht wollen: Eine Abkühlung in einer Dimension, die die Energiegewinnung langfristig schmälert“, sagt Marcher.

Parallel zu diesen Untersuchungen wollen die Forscher aus Graz auch herausfinden, wie schon bestehende Tunnel nachgerüstet werden können.

 

via TU Graz

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