Die positive Wirkung von Cannabis als Schmerzmittelersatz oder zur Unterdrückung von Übelkeit bei Chemotherapien ist hinlänglich bekannt. Bisher war es in Deutschland zwar möglich, Cannabis auf eine ärztliche Verschreibung hin in einer Apotheke zu beziehen. Allerdings ist das sehr teuer – mit bis zu 1.800 Euro im Monat ist medizinisches Cannabis meilenweit von den Preisen auf dem Schwarzmarkt entfernt. Fast immer muss der Patient die Kosten selber tragen. Das wird nun anders: Der Bundestag hat ein Gesetz beschlossen, nach dem die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für medizinisches Cannabis übernehmen müssen, zumindest dann, wenn dem Kranken nichts anderes mehr hilft.


Cannabis Blunt
Foto: marijuana blunt 2000, Torben Hansen, Flickr, CC BY-SA 2.0

Kassen müssen für Cannabis zahlen

Bisher war Multiple Sklerose die einzige Krankheit, für die die Kassen Cannabispräparate bezahlt haben. Das neue Gesetz klärt nicht nur die Kostenfrage, sondern erleichtert auch den Zugang zu medizinischem Cannabis. Bisher musste dieses aus dem Ausland, vorzugsweise aus den Niederlanden, an deutsche Apotheken geliefert werden und war deshalb nicht immer vorrätig. Das neue Gesetz sieht eine „Cannabis-Agentur“ vor, die in Deutschland angebautes Cannabis kontrollieren und verteilen soll. Dafür erlöschen die Genehmigungen, die Pflanze selber anzubauen. Diese war zwischenzeitlich für Patienten erlassen worden, die sich medizinisches Cannabis nicht leisten konnten.

Wem Cannabis wirklich hilft, der soll Cannabis nun auch bekommen können, in qualitätsgesicherter Form und mit einer Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen„, so Marlene Mortler (CDU), die Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Außerdem können auch weiterhin Fertigarzneimittel auf Cannabisbasis verschrieben werden.


Wer medizinisches Cannabis über ein Kassenrezept bezieht, muss gleichzeitig an einer medizinischen Erhebung teilnehmen, die die Wirkung der Cannabisarzneimittel weiter erforschen soll.

Medizinisches Cannabis nur ohne Therapiealternativen

Mit dem Gesetz erkennt der Bundestag Cannabis endgültig als Medikament an. Allerdings mit Einschränkungen. Denn das Gesetz sieht vor, dass es keine alternativen Behandlungsmethoden geben darf. Je nach Auslegung schließt das den Einsatz von Cannabis als breiten Schmerzmittelersatz aus, denn oft dürften Opioide auch weiterhin eine Alternative sein. Das ist insofern bedauerlich, als dass die Nebenwirkungen der meisten Opioide deutlich schwerer ausfallen als die von Cannabis.

Insgesamt ist der Nutzen von Cannabis als Heilpflanze durchaus wissenschaftlich untermauert. Der Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD) hemmt Entzündungen und wirkt entspannend und der Hauptbestandteil Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THc) hilft gegen Schmerzen, insbesondere gegen chronische Schmerzen durch Nervenschäden. Außerdem wirkt Cannabis appetitanregend, was Aidskranken helfen kann.

Cannabis lässt sich gegen viele Krankheiten einsetzen, und die Anerkennung als Medikament ist längst überfällig. Wenn mehr Patienten Zugang zu der Pflanze haben, kann in Zukunft vielleicht auch das Anwendungsfeld verbreitert werden.

Wer sich durch das neue Gesetz in seiner Hoffnung bestärkt sieht, dass Cannabis komplett legalisiert wird, der wird allerdings enttäuscht werden. Laut Marlene Mortler ist dies aktuell ausdrücklich nicht erwünscht.

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