Aktuell stellt die intensive Landwirtschaft in Sachen Klimaschutz eher ein Problem dar. So verursachen Ackerbau und Viehzucht jedes Jahr rund 55 Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten. Dies entspricht in etwa sieben Prozent des gesamten Verbrauchs in Deutschland. Doch wenn es nach der Bundesregierung, der EU-Kommission und namhaften Unternehmen wie Bayer und BASF geht, könnte sich dies zukünftig ändern. Denn theoretisch könnte die Landwirtschaft sogar sogenannte negative Emissionen ermöglichen – also mehr Klimaemissionen speichern als verursachen. Das Zauberwort in diesem Zusammenhang lautet Carbon-Farming. Die Idee: Die Landwirte befolgen eine bestimmte Fruchtfolge und bauen immer wieder Zwischenfrüchte an. Diese werden allerdings nicht geerntet, sondern verbleiben auf dem Feld und sterben dort ab. Der während des Wachstums aufgenommene Kohlenstoff wird so nicht direkt wieder freigesetzt. Stattdessen wird er als Humus im Boden gespeichert.


Hinrich [CC BY-SA 2.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Fünf Millionen Tonnen an CO2-Äquivalent könnten gespeichert werden

Diese Vorgehensweise sorgt zum einen dafür, dass die gewünschten negativen Emissionen realisiert werden können. Sie bringt aber auch noch weitere Vorteile mit sich: So wird überschüssiger Stickstoff gebunden, der dann von den nächsten Pflanzen in der Fruchtfolge genutzt werden kann. Dadurch muss im Idealfall weniger künstlicher Dünger eingesetzt werden. Außerdem entsteht so eine fruchtbare Humusschicht auf den Ackerböden. Das Potenzial des Ansatzes ist zudem durchaus gewaltig: Werden Flächen konstant auf diese Weise bewirtschaftet, speichern sie rund doppelt so viel Kohlenstoff wie ein konventioneller Ackerboden. Oder anders ausgedrückt: Auf einem Hektar Acker, der mittels Carbon-Farming bewirtschaftet wird, können rund 181 Tonnen Kohlenstoff gespeichert werden. Experten gehen davon aus, dass alleine in Deutschland auf diese Weise rund fünf Millionen Tonnen an CO2-Äquivalent pro Jahr im Boden gespeichert werden könnten. Auch im Pariser Klimaabkommen sind entsprechende Vorhaben festgehalten.

Humus-Zertifikate werden zum CO2-Ausgleich genutzt

Ganz unumstritten ist dieser Ansatz allerdings nicht. Denn der Trick funktioniert nur, wenn die Flächen auch dauerhaft auf diese Weise bewirtschaftet werden. Wird hingegen nach kurzer Zeit wieder auf konventionelle Anbautechniken umgestellt, wird auch der gespeicherte Kohlenstoff wieder freigesetzt. Dies führt zu Problemen bei der Vergütung der Landwirte. Denn bisher können diese sogenannte Humus-Zertifikate verkaufen. Andere Firmen können diese wiederum nutzen, um die eigenen CO2-Emissionen auszugleichen. Bisher allerdings wird die Zertifizierung nur von privaten Organisationen nach uneinheitlichen Kriterien durchgeführt. Außerdem wird das Geld bereits nach kurzer Zeit ausgezahlt. Es bleibt also unklar, wie lange der Kohlenstoff tatsächlich im Boden gespeichert bleibt. Einige Experten empfehlen daher, die Subventionen für die Landwirtschaft entsprechend umzustellen. Die CO2-Speicherung ist dieser Lesart zufolge ein Dienst für die Allgemeinheit und würde dementsprechend auch von der öffentlichen Hand entlohnt.


Via: Handelsblatt

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