Kein Himmelskörper ist der Erde so nahe wie der Mond. Dennoch ist seine Rückseite bisher so gut wie nicht erforscht. Keine der sechs Mondlandungen im Rahmen des Apollo-Programms landete auf der Mondrückseite, die per Funk nicht erreichbar ist. Und auch unbemannte Sonden erforschten vorrangig die besser erreichbare Vorderseite. Die chinesische Mondsonde Chang’e-6 hat nun erstmals Gesteinsproben von der Rückseite des Mondes zur Erde zurückgebracht. Das Mondgestein soll in einem speziellen Labor gelagert werden, um dann Proben an verschiedene Forschungsgruppen zu verteilen. Von deren Untersuchung erhoffen Forscher:innen sich etwa die Beantwortung grundlegender Fragen zur lunaren Entwicklung. Foto: Moon, Ana Sofia Guerreirinho, Flickr, CC BY-SA 2.0 Probenkapsel brachte Mondgestein auf die Erde Erst 2019 landete erstmals eine unbemannte Sonder erfolgreich auf der Rückseite des Mondes. Auch damals war es eine chinesische Sonde: Die Mission von Chang’e-4 lieferte erstmals Informationen über das Gestein am lunaren Südpol. Mit der Sonde Chang’e-6 gelang China nun der nächste Schritt: Erstmals konnten Gesteinsproben aus dem Südpol-Aitken-Becken auf der erdabgewandten Seite des Mondes aufgesammelt und erfolgreich zur Erde zurückgebracht werden. Die Sonde war mit einem Bohrer und einem Arm mit Grabschaufel ausgestattet und landete am 3. Juni 2024 auf dem Mond. Eine spezielle Aufsteigseinheit brachte dann knapp zwei Kilogramm Gesteinsproben in den lunaren Orbit, wo sie in die Muttersonde umgeladen und zur Erde transportiert wurden. Am vergangenen Dienstag warf die Sonde dann eine speziell entwickelte Kapsel mit den Gesteinsproben über der Erde ab. Diese Kapsel landete dann in der menschenleeren Landschaft der Inneren Mongolei und konnte erfolgreich eingesammelt werden. Proben liefern Informationen über die Rückseite des Mondes Die Wissenschaft hat damit nun erstmals die Möglichkeit, Proben von der erdabgewandten Seite des Mondes zu untersuchen und zu analysieren. „Es gibt signifikante Unterschiede zwischen der Vorder- und Rückseite des Mondes in Bezug auf die Krustendicke, die frühere vulkanische Aktivität, die Zusammensetzung und vieles mehr. Die von Chang’e-6 akquirierten Proben könnten eine der grundlegendsten Fragen der Mondforschung beantworten: Welche geologischen Prozesse sind für die Unterschiede zwischen den beiden Mondhälften verantwortlich?„, so Zongyu Yue, Geologe an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Die erdzugewandte Mondseite zeichnet sich vor allem durch eine dünne Kruste und den ehemals mit Lava gefüllten Maria aus. Das Gestein, das sich dort findet, enthält unter anderem hohe Anteile von Seltenerdelementen, Kalium, Phosphor und radioaktivem Thorium. Die erdabgewandte Seite ist indes von lunarem Hochland geprägt, das deutlich älter ist und über eine dicke Kruste verfügt. Die Art der Entstehung des Terrains auf der Vorderseite des Mondes sowie des dort aufgetretenem Vulkanismus ist bis heute umstritten. Teilweise werden die Gezeitenkräfte der Erde als Ursache angeführt. Andere Wissenschaftler:innen gehen von einem katastrophalen Einschlag aus, der auch das Südpol-Aitken-Becken erschuf. Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Mehr erfahren Video laden YouTube immer entsperren Wichtige Informationen über den Erdtrabanten Die Gesteinsproben, die von der Chang’e-6-Sonde gesammelt wurden, könnten nun dazu beitragen, dass diese Fragen geklärt werden. Während chinesische Forscher:innen Priorität bei der Untersuchung der Proben enthalten, sollen sie später auch Wissenschaftler:innen weltweit zur Verfügung gestellt werden. „Meine größte Hoffnung ist es, dass die Chang’e-6-Proben auch einige Einschlags-Schmelzkörnchen enthalten„, so Yue. Mit diesen könnte nicht nur die Rolle von früheren Einschlägen für die lunare Entwicklung untersucht werden, sondern sie könnten auch Aufschluss über die Impaktgeschichte des gesamten Inneren Sonnensystems geben. Die Analyse der Mondsteinproben ist auch für die Zukunft von Bedeutung. Denn eventuell zu bauende Mondstationen werden vorrangig aus Material errichtet werden müssen, das vor Ort vorhanden ist. Auf der Erde laufen bereits erste Tests für das Herstellen von Baustoffen aus Rohstoffen vom Mond, aber auch die Gewinnung von Wasser, Sauerstoff und Metallen ist ein Thema. via CNSA Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter