Grundsätzlich sind Windkraftanlagen eine nachhaltige Sache. Denn sie erzeugen Strom, ohne dass dafür fossile Energieträger benötigt werden. Bisher allerdings handelt es sich noch nicht um eine Kreislaufwirtschaft. Der Hintergrund: Aktuell können nur rund 85 Prozent einer Windkraftanlage sinnvoll recycelt werden. Schwierigkeiten bereiten vor allem die Rotorblätter. Denn um die gewünschte Mischung aus geringem Gewicht und hoher Stabilität zu erreichen, werden hier verschiedene Verbundstoffe mit Epoxidharz verklebt. Bisher ist es aber nicht möglich, einmal verwendetes Harz zurückzugewinnen. An diesem Punkt scheint dem dänischen Hersteller Vestas nun aber ein Durchbruch gelungen zu sein. So hat das Unternehmen vermeldet, ein neues chemisches Verfahren entwickelt zu haben, bei dem das Epoxidharz in mehrere Bestandteile zerlegt werden kann. Diese wiederum sind für die erneute Verwendung geeignet. Vestas kommt somit dem Ziel von vollständig recycelbaren Windkraftanlagen bis zum Jahr 2040 einen entscheidenden Schritt näher.


Bild: Vestas

Das Verfahren ist vergleichsweise einfach zu industrialisieren

Entwickelt wurde dieser neue Recycling-Ansatz in einem gemeinsamen Projekt von Industrie und öffentlichen Forschungseinrichtungen. Er basiert im Wesentlichen auf einem zweistufigen Verfahren: Zunächst werden die Fasern der Verbundstoffe von dem Epoxid getrennt. Anschließend durchläuft das Harz den neuen chemischen Prozess. Mit Details hält sich das dänische Unternehmen allerdings noch zurück. Zumindest wurde aber betont, dass lediglich handelsübliche und gut verfügbare Chemikalien benötigt werden. Dies ist die Voraussetzung, um das Recycling in großem Stil in Gang zu setzen. Besonders wichtig: Das neue Verfahren eignet sich auch, um bereits abgebaute Rotorblätter vollständig zu recyceln. Die Windanlagenbauer müssen folgerichtig auch ihre Produktion nicht umstellen, sondern können weiterhin auf die gewohnte Mischung aus Verbundstoffen und Harz setzen. Letztlich könnte das neue chemische Verfahren so dafür sorgen, dass die Windkraft noch ein Stück nachhaltiger wird als bisher schon.

Jedes Jahr werden mehr alte Windräder abgebaut

Das Thema Recycling ist für die Branche durchaus drängend. Denn nach und nach kommen immer mehr Windräder an ihre Altersgrenze. Außerdem sind die Anlagen in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer größer und effizienter geworden. Es kann also auch abgesehen vom Alter sinnvoll sein, ältere Anlagen abzubauen und durch neue zu ersetzen. Experten schätzen, dass bis zum Jahr 2025 jährlich rund 25.000 Tonnen an entsprechendem Abfall anfallen werden. Bisher landen die Rotorblätter hier teilweise sogar auf der Müllkippe. Dies ist aber eine durchaus erhebliche Ressourcenverschwendung. Der neue Ansatz von Vestas hingegen könnte dafür sorgen, dass alte Windräder noch stärker als bisher als Rohstoffquelle dienen. Einen etwas anderen Weg beschreitet hingegen das deutsch-spanische Unternehmen Siemens Gamesa. Dort haben die Ingenieure ein Windrad entwickelt, dass ohne die bisherigen Epoxidharze auskommt und so auch mit den bisher üblichen Verfahren recycelt werden kann. Es zeigt sich: Die Branche treibt das Thema Kreislaufwirtschaft tatsächlich massiv voran.


Via: Vestas

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