Mit einer globalen Produktion von mehr als vier Milliarden Tonnen jährlich gilt Zement als der meistverwendete Werkstoff weltweit. Allerdings bringt die Herstellung auch Nachteile mit sich. Denn es wird Kalkstein verarbeitet, so dass das darin gebundene CO2 freigesetzt wird. Jährlich ist die Zementindustrie so für den Ausstoß von rund drei Milliarden Tonnen des klimaschädlichen Gases verantwortlich. Selbst die oftmals in der Kritik stehende Luftfahrtbranche verursacht deutlich weniger Emissionen. Die Umstellung auf eine CO2-neutrale Zementproduktion ist aber gar nicht so einfach. Denn die CO2-Freisetzung ist Teil des Produktionsprozesses. Anders als etwa in der Stahlindustrie geht es also nicht nur darum fossile Energieträger durch Wasserstoff zu ersetzen. Stattdessen muss eine Lösung gefunden werden, um das unvermeidlich austretende CO2 nicht in die Atmosphäre gelangen zu lassen. Dies soll nun in einem Zementwerk in Lägerdorf im Kreis Steinburg in der Praxis erprobt werden.


Die Ortseinfahrt von Höver mit dem Zementwerk von Holcim
Zementwerk der Firma Holcim in Höver. By Benutzer:AxelHH (Self-photographed) [Public domain], via Wikimedia Commons

Das CO2 wird aufgefangen und anschließend vermarktet

Dort arbeiten aktuell rund 270 Menschen für den Holcim-Konzern und legen den Grundstein für die Produktion von jährlich 1,5 Millionen Tonnen Zement. Nun sollen hier nach und nach die entscheidenden Schritte hin zu einem klimaneutralen Werk begonnen werden. Dazu gehört zunächst die Tatsache, dass in den Öfen zukünftig nicht mehr einfach die Umgebungsluft, sondern reiner Sauerstoff genutzt werden soll. Dieser wiederum könnte zukünftig von Unternehmen bezogen werden, die Elektrolyseure betreiben. In diesen Anlagen wird Wasser aufgespalten, sodass der begehrte Wasserstoff und eben Sauerstoff entsteht. Zusätzlich soll das während der Zementproduktion entstehende reine CO2 abgeschieden werden. Durch die Entwicklung neuartiger Technologien sind die beteiligten Ingenieure zuversichtlich, das Klimagas beinahe vollständig abfangen zu können, um so den Austritt in die Atmosphäre zu verhindern. Auch dann stellt sich aber noch die Frage, was mit dem CO2 geschehen soll.

Die Umrüstung verlangt hohe Investitionen

Geplant ist bisher das Gas zu vermarkten. Dies wäre beispielsweise als Grundstoff für die chemische Industrie möglich oder indem das CO2 zu Methan weiterverarbeitet wird. Diese Lösung hätte den Charme, dass sogar noch Einnahmen generiert werden könnten. Zukünftig dürften aber immer mehr Unternehmen Anlagen zur CO2-Abscheidung installieren. Es ist daher unklar, ob es dauerhaft gelingen wird, ausreichend Abnehmer zu finden. Als Alternative stünde dann die dauerhafte CO2-Speicherung zur Verfügung. Dies ist etwa in alten Öl- oder Gasfeldern oder in unterirdischem Gestein möglich. Erste entsprechende Anlagen sind etwa in Norwegen und auf Island bereits in Betrieb gegangen. Hier aber müsste Holcim für die Abnahme des Gases bezahlen. Zunächst einmal aber kostet die Umrüstung des Werks viel Geld. Von der Europäischen Union wurde eine Förderung in Höhe von 109 Millionen Euro zugesagt. Der Konzern selbst wird ebenfalls einen dreistelligen Millionenbetrag investieren.


Via: Hamburger Abendblatt

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