3,3 bis 4,4 Gigatonnen CO2. So viel CO2-Restbudget bleibt für Deutschland, bis wir zumindest netto CO2-neutral sein müssen. Das ergibt sich aus den Daten, die kürzlich im Weltklimabericht veröffentlicht wurden. Das ist nicht mehr besonders viel, insbesondere da der für 2038 geplante Kohleausstieg bis dahin mit 1,9 Gigatonnen CO2-Emissionen gut die Hälfte des noch vorhandenen Budgets verbrauchen wird. Foto: Coal power-plant and oilseed rape, martin, Flickr, CC BY-SA 2.0 300 Gigatonnen CO2 für die ganze Welt Die Message des ersten Bandes des sechsten Weltklimaberichts ist klar: Wenn die Menschheit nicht sehr schnell dazu übergeht, ihren Klimagas-Ausstoß deutlich zu drosseln, ist das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad über dem präindustriellen Wert zu begrenzen, quasi nicht mehr erreichbar. Die Folgen: Extremereignisse wie Stürme, Hochwasser, Dürren oder Hitzewellen würden zunehmen, manche Regionen würden quasi unbewohnbar werden. Laut dem Weltklimabericht des IPCC bleibt uns global für das Erreichen dieses 1,5-Grad-Zieles noch ein CO2-Restbudget von 300 Milliarden Tonnen CO2. Bei 400 Gigatonnen sinkt die Chance, das Ziel zu erreichen, bereits auf 63 Prozent. Rechnet man diese 300 Gigatonnen auf die Einwohnerzahl um, so bleibt für Deutschland noch ein CO2-Restbudget von etwa 3,3 Milliarden Tonnen. Geht man von 400 Gigatonnen globales Restbudget aus, entfallen auf Deutschland immerhin noch maximal 4,4 Gigatonnen. Im Klartext heißt das: Über alle Wirtschaftsbereiche und Haushalte hinweg dürfen wir noch diese Menge CO2 ausstoßen, wenn wir unseren Teil zum Erreichen der Klimaziele beitragen wollen. Dass das ein Problem wird, wird spätestens dann klar, wenn man sich klarmacht, dass die CO2-Emissionen Deutschlands momentan bei etwa 700 Millionen Tonnen (also 0,7 Gigatonnen) pro Jahr liegt. Fossile Brennstoffe sind CO2-Schleudern Ein Großteil dieser Emissionen wird durch die Nutzung fossiler Brennstoffe verursacht. Der Ausstieg aus der Kohleenergie ist erst für 2038 vorgesehen. Ein Team des Analyseinstituts Energy Brainpool hat im Auftrag von Greenpeace Energy ermittelt, wie sich der Kohleausstieg auf das noch verbleibende CO2-Budget auswirken wird. Dabei kam heraus, dass deutsche Kohlekraftwerke unter der Voraussetzung, dass dem Kohleausstiegs-Fahrplan gefolgt wird und keine weiteren Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden, bis 2038 noch 1 898 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen werden. Dabei stammen 1 374 Millionen Tonnen aus der Erzeugung von Braunkohlestrom. Insgesamt entfallen damit rund 45 Prozent des verbleibenden CO2-Restbudgets für Deutschland auf die Erzeugung von Strom durch die Verbrennung von Kohle. „Es kann nicht sein, dass die Kohle einen großen Teil unseres ohnehin knappen Spielraums bei den noch möglichen Emissionen auffrisst. Es drohen dann in anderen Bereichen massive Einschnitte und Restriktionen – wie beim Reisen, bei Gebäuden oder der Landwirtschaft„, so Sönke Tangermann von Greenpeace Energy. Früherer Kohleausstieg als offensichtliche Lösung Eine mögliche Lösung liegt auf der Hand: Würde Deutschland früher aus der Kohleenergie aussteigen, wie es der Forderung einiger Umweltorganisationen und Parteien entspricht, dann würde der Anteil, den Kohleverbrennung vom CO2-Restbudget verbraucht, entsprechend sinken. Eine andere Lösung wäre, den CO2-Preis soweit zu erhöhen, dass sich Kohlekraftwerke für die Betreiber nicht mehr lohnen. Derzeit zahlt ein Unternehmen 25 Euro pro emittierter Tonne CO2. Bis 2025 soll sich dieser Preis schrittweise auf 55 Euro erhöhen. Viele Experten gehen davon aus, dass dieser Preis zu niedrig ist, um einen ausreichenden Anreiz zum CO2-Sparen zu bieten. Der Chef des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, geht davon aus, dass der CO2-Preis erst ab 100 Euro eine Lenkungswirkung entfalten würde. In jedem Fall muss aber der Ausbau der erneuerbaren Energien weiter betrieben werden, um die nötigen Voraussetzungen für einen Weg weg von der Kohle zu schaffen. Sollte der Ausbau nicht beschleunigt werden, dürfte das die deutsche CO2-Bilanz noch weiter aus der Bahn werfen. via Greenpeace Energy Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter