Die sogenannte CCS-Technologie, bei der CO2-Emissionen abgeschieden und unterirdisch gespeichert werden, ist hoch umstritten. Kritiker warnen vor nicht zu kontrollierenden Auswirkungen auf die Umwelt. Außerdem wird befürchtet, dass die dringend nötige Reduzierung der Emissionen so verschleppt wird, weil es ja eine Alternative zu geben scheint. Inzwischen hat aber auch der Weltklimarat festgestellt: Ganz ohne unterirdische CO2-Verpressung wird eine klimaneutrale Wirtschaft in naher Zukunft nicht möglich sein. Für die unterirdische Speicherung wiederum eignen sich besonders ausgebeutete Öl- und Gasfelder. Diese finden sich in Europa vor allem vor der Küste Norwegens. Tatsächlich forscht das Königreich bereits seit vielen Jahren auf dem Gebiet der CO2-Speicherung und konnte bereits erhebliche Fortschritte erzielen. Davon soll zukünftig auch die deutsche Industrie profitieren. Denn der deutsche Konzern Wintershall Dea will gemeinsam mit dem norwegischen Unternehmen Equinor eine neunhundert Kilometer lange Pipeline verlegen.


Die Kosten für die Speicherung sind noch unbekannt

Diese wird von der deutschen Nordseeküste bis in die Gewässer vor der Küste Norwegens führen. Voll ausgebaut könnten auf diese Weise bis zu vierzig Millionen Tonnen CO2 pro Jahr transportiert und gespeichert werden. Dies entspricht in etwa einem Fünftel der heute in Deutschland anfallenden Industrieemissionen. Vor der Inbetriebnahme der Pipeline soll es zudem schon möglich sein, das abgeschiedene Klimagas per Schiff nach Norwegen zu transportieren. Zu den finanziellen Details äußerten sich die beiden Unternehmen bisher nicht. Klar dürfte aber sein: Rein aus Nächstenliebe wird Norwegen die deutschen Klimaemissionen nicht aufnehmen und verwahren. In der Vergangenheit waren die Möglichkeiten zur CO2-Speicherung aber so teuer, dass dies für die meisten Unternehmen nicht attraktiv war. Dies könnte sich in Zukunft durch die steigenden CO2-Abgaben in vielen Ländern aber ändern. Norwegen könnte so auch nach dem Ende der Öl- und Gasförderung noch finanziell von den ehemaligen Lagerstätten profitieren.


In Deutschland ist die unterirdische CO2-Speicherung faktisch verboten

Theoretisch wäre es zudem auch möglich, einen Teil der abgeschiedenen Klimaemissionen in Deutschland zu speichern. Doch hierzulande wurde die Technologie nach teilweise heftigen Bürgerprotesten faktisch verboten. Hier zeigt sich eine grundlegende Problematik der deutschen Energiewende. Denn diese funktioniert nur, weil Technologien, die man hierzulande nicht nutzen möchte, woanders zum Einsatz kommen. So hält die Bundesregierung weiterhin am Atomausstieg fest, importiert aber Atomstrom aus Nachbarländern. Das umstrittene Fracking-Verfahren zur Förderung von Erdgas darf hierzulande nicht angewendet werden. Gleichzeitig sorgt aber Fracking-Gas aus den Vereinigten Staaten dafür, dass die Versorgung mit Erdgas nicht völlig zusammenbricht. Das selbe Muster scheint sich nun auch bei der CCS-Technologie zu wiederholen. Ob dies wirklich auf Dauer eine erfolgreiche Vorgehensweise ist, bleibt allerdings abzuwarten.

Via: FAZ

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