Ende der 1930er Jahre befanden sich die Vereinigten Staaten in der sogenannten Großen Depression. Es handelte sich um eine der größten wirtschaftlichen Krisen in der Geschichte des Landes. Ausgerechnet zu dieser Zeit entwickelte der Ökonom Si­mon Kuz­nets das Konzept des sogenannten Bruttoinlandsprodukts. Bis heute wird weitgehend auf das damals entworfene Verfahren gesetzt, um die wirtschaftliche Gesamtleistung zu erfassen. Für das von April bis Juni laufende zweite Quartal dieses Jahres kamen die Wirtschaftswissenschaftler auf eine erschreckende Zahl: Demnach ist das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland infolge der Corona-Krise preisbereinigt um 11,2 Prozent gesunken. Nie zuvor in der deutschen Nachkriegsgeschichte war ein solch dramatischer Einbruch innerhalb von nur drei Monaten zu verzeichnen. Doch neue Berechnungen machen nun Hoffnung, dass die Situation doch nicht so schlimm ist wie befürchtet.


Big Data ermöglicht die Analyse fast in Echtzeit

Denn ausgerechnet die Corona-Krise könnte nun dafür sorgen, dass die Erfassung der Wirtschaftsleistung auf ganz neue Beine gestellt wird. Die Möglichkeiten dafür sind längst gegeben. Denn ein Großteil der wirtschaftlichen Aktivitäten – von der LKW-Fahrt über die Online-Zahlung bis hin zur Nutzung von Mobilitätsangeboten – wird bereits digital erfasst und kann beinahe in Echtzeit ausgewertet werden. Auf diese Weise können Veränderungen der Wirtschaftsleistung deutlich zeitnäher sichtbar gemacht werden als bisher. Für die Wissenschaftler bringt die Nutzung von Big Data zudem noch weitere Vorteile mit sich. Denn die Ergebnisse lassen sich dadurch deutlich einfacher auf bestimmte Gebiete oder Zeiträume eingrenzen. Für die Analyse der Folgen der Corona-Krise bringt dies wichtige Erkenntnisse mit sich. So ließ sich nachweisen, dass auch Regionen ohne Shutdown unter wirtschaftlichen Einbußen zu leiden hatten.


Die deutsche Wirtschaftsleistung könnte weniger stark gesunken sein

Daraus wiederum lassen sich Erkenntnisse für die richtige Bekämpfung der Krise ableiten. Von entscheidender Bedeutung sind demnach nicht immer noch weitergehende Lockerungen. Vielmehr muss allen Akteuren die Angst vor einem erneuten Shutdown genommen werden. Erst dann kann sich die Wirtschaft vollständig erholen. Die Big-Data-Analyse brachte für die Wirtschaft in Deutschland zudem noch eine erfreuliche Nachricht mit sich. Denn glaubt man den neuen Berechnungsmethoden, ist das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal lediglich um fünf Prozent gesunken. In normalen Zeiten wäre dies als massiver wirtschaftlicher Einbruch zu werten. Verglichen mit der klassischen Berechnung des BIP handelt es sich aber noch um einen vergleichsweise moderaten Rückgang. In vielen anderen Ländern konnte aber auch die Echtzeitanalyse die erschreckenden Zahlen nicht entscheidend verbessern.

Via: MM

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