Corona war noch nicht in Sicht, als die Forscher der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ein Zählgerät für Waldbesucher aufstellen. Eigentlich wollten sie herausfinden, zu welchen Tageszeiten Wälder am meisten besucht werden, dann kam der Lockdown und die Zahlen galoppierten davon. Sind im Wald zu viele Menschen? Bei gutem Wetter ist im Wald nun immer was los Ähnlich sieht es auch in anderen Wäldern aus: Die Gassigeher, Jogger, Mountainbiker und Spaziergänger mehren sich. Vormals war in der Woche eher wenig los und zum Wochenende verstärkte sich die Frequentierung. Jetzt gibt es kaum noch Unterschiede zwischen den einzelnen Wochentagen, bei gutem Wetter ist immer etwas los. Dass es die Menschen in Zeiten des Social Distancings in die freie Natur zieht, ist mehr als verständlich. Vor allem dann, wenn städtische Parks und Spielplätze schließen, gibt es für Städter kaum noch Möglichkeiten, sich frei und ohne Sorge draußen zu bewegen. Im Wald endet der Dichtestress und es kehrt Entspannung an. Jetzt kommt der Dichtestress bei Tieren und Pflanzen an Das gilt allerdings nicht für die Tiere: Jäger melden aus einigen Gebieten, dass sie kaum noch Rehe sehen. Die Tiere zieht es bei dem hohen Menschenandrang nicht mehr hinaus an den Waldrand, sondern sie verstecken sich im dichten Gehölz. Hier fressen sie dann die Jungbäume, die zur Verjüngung des Waldes dringend benötigt werden. Abseits der Wege entstehen immer mehr Trampelpfade, Feuerstellen und Bauten aus Ästen. Begeisterte Mountainbiker bauen sich sogar Natur-Velorampen, um sich im Wald zu vergnügen. Schon vor Corona wies der Trend in Richtung Wald-Baden und Wald-Yoga, doch jetzt entsteht ein regelrechter Wald-Boom. Mehr Sensibilität ist dringend erforderlich, um den Wald und seine Bewohner zu schützen. Vielleicht muss es auch deutlichere Regeln geben, die im »Erholungswald« und im »Wildruhewald« gelten. Wenn es euch demnächst in die Natur zieht, dann nehmt bitte auch ohne verschärfte Gesetze Rücksicht auf Pflanzen und Waldbewohner! Quelle: badenertageblatt.ch Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter