Aktuell gibt es in Deutschland vier zugelassene Impfstoffe gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Zwei von ihnen basieren auf Trägerviren – die Vektorimpfstoffe von AstraZeneca und Johnson&Johnson – zwei auf eine neue mRNA-Technologie, die beiden Impfstoffe von BionTec/Pfizer sowie Moderna. Durch das Auftreten von Hirnvenentrombosen bei jungen Frauen, die mit AstraZeneca geimpft wurden, wird der Impfstoff inzwischen nur noch für über 60-jährige empfohlen. Das resultiert in einer größeren Menge Menschen, die ihre erste Impfdosis mit AstraZeneca bereits erhielten, in der zweiten Dosis nur aber Biontec/Pfizer bekommen werden oder bereits haben. Die Studienlage legt nahe, dass diese Impfstoffkombination sogar wirksamer ist als zwei Dosen des gleichen Impfstoffes zu erhalten.


Spritze mit zwei Tropfen
Foto: Syringe With 2 Drops, ZaldyImg, Flickr, CC BY-SA 2.0

Heterologe Impfung statt zweimal der gleiche Wirkstoff?

Bereits im Mai dieses Jahres legten erste Studien aus Großbritannien und Spanien nahe, dass die sogenannte heterologe Impfung, also die Impfung mit jeweils einer Dosis zwei verschiedener Impfstoffe, die Impfwirkung sogar verstärken können. Dies liegt daran, dass gerade bei Vektor-Vakzinen eine Immunantwort auch gegenüber dem Trägervirus erfolgt, was die Wirkung der zweiten Dosis abschwächen kann.

Im Falle einer heterologen Impfung wird diese Problematik umgangen. Der mRNA-Impfstoff nutzt keine Trägerviren, also bleibt auch bei der zweiten Dosis die volle Wirkung erhalten. Ein Team rund um Martina Sester von der Universität des Saarlandes untersuchte nun, wie sich die Kombination von AstraZeneca als Erstdosis und BioNTech/Pfizer als Zweitdosis in Sachen Wirksamkeit verhält. Dafür ermittelten die Forscher zwei Wochen nach der Zweitimpfung die Immunreaktion von 250 Personen, von denen einige heterolog geimpft wurden und andere jeweils zwei Dosen AstraZeneca oder BioNTech/Pfizer erhielten.


Wir haben bei den geimpften Personen nicht nur untersucht, wie viele Antikörper sie gegen das Coronavirus gebildet haben, sondern wir haben auch die Wirkstärke der sogenannten neutralisierenden Antikörper bestimmt. Diese gibt uns Auskunft darüber, wie gut die Antikörper das Virus davon abhalten, in die Zellen einzudringen„, so Sester.

Kombiimpfung wirkt besser

Die Analyse der Immunantwort ergab, dass eine kombinierte Impfung ebenso wie eine zweifache Impfung mit BioNTech/Pfizer eine wesentlich höhe Wirksamkeit hat als eine zweifache Impfung mit AstraZeneca. Die Forscher stellten eine zehnmal höhere Antikörperkonzentration bei Probanden mit heterologer oder reiner BioNTech-Impfung fest. In einem Bereich hat die heterologe Impfung die Nase gar vorne: „Bei den neutralisierenden Antikörpern zeigte die kombinierte Impfstrategie sogar noch leicht bessere Ergebnisse als eine zweifache BioNTech-Impfung„, erläutert Sester weioter. Auch die T-Zell-vermittelte Immunreaktion war bei der heterologen Impfung und der zweifachen mRNA-Impfung deutlich besser.

Zwar konnten die Forscher nicht alle Daten vollständig auswerten, aber die Eindeutigkeit der bisherigen Ergebnisse überraschte sie. „ Dies ist auch der Grund, warum wir diese jetzt schon mit der Öffentlichkeit teilen wollen und nicht erst das wissenschaftliche Begutachtungsverfahren abgewartet haben„, so Sester.

Nach Ansicht der Forscher belegen ihre Ergebnisse bereits jetzt, dass eine Kombinationsimpfung aus Vektor- und mRNA-Impfung sinnvoll sein kann. „ Zudem wäre es wichtig für Menschen mit Vorerkrankungen, deren Immunabwehr zum Beispiel durch Medikamente geschwächt ist, zu überprüfen, ob diese nicht spätestens als dritte Impfung eine kombinierte Version bekommen sollten, um ein möglichst breite Immunreaktion des Körpers zu erzeugen„, schließt Sester.

via Universität des Saarlandes

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.