In den Jahren 2002 und 2003 kam es in China zur sogenannten SARS-Epidemie. Die damals ursächlichen Viren sind eng verwandt mit dem nun weltweit zum Problem gewordenen Coronavirus. Allerdings sind die beiden Erreger auch nicht identisch. So haben Studien gezeigt, dass ausgerechnet die Bindungsstelle, mit der die Viren sich an menschliche Zellen andocken, leicht verschieden sind. Dies führt eigentlich dazu, dass Medikamente und Impfungen, die gegen SARS entwickelt wurden, aktuell nicht genutzt werden können. Zumal das für Covid-19 verantwortliche Virus auch noch eine Besonderheit aufweist. Denn die Bindungsstelle des Spike-Proteins ist im Normalzustand geschlossen und gegen Angriffe geschützt. Erst unmittelbar vor dem Kontakt mit menschlichen Zellen verändert sich die Konfiguration. Dies erschwert es dem menschlichen Immunsystem rechtzeitig schützende Antikörper zu bilden.


Der Antikörper dockt an einer interessanten Stelle an

Vor diesem Hintergrund war eine Beobachtung chinesischer Forscher Anfang dieses Jahres dann doch überraschend: Sie beobachteten eine Reaktion eines Antikörpers namens CR3022 auf das neue Coronavirus. Interessant war dies, weil dieser Antikörper im Jahr 2006 bei einem vom SARS-Virus geheilten Patienten isoliert wurde. Trotz der eingangs erwähnten Unterschiede setzt der menschliche Körper bei der Bekämpfung der Krankheit also zumindest teilweise auf denselben Antikörper. Um diesen Prozess genauer zu verstehen, haben sich Wissenschaftler am Scripps Research Institute in Kalifornien die Interaktion zwischen Antikörper und Virus noch einmal im Detail angeschaut. Das vielversprechende Ergebnis: Der Antikörper dockte an einer Stelle an, bei der es zwischen Sars und Sars-CoV-2 nur minimale Unterschiede gibt. Mehr noch: Tests haben zudem gezeigt, dass der Antikörper beim alten SARS-Virus tatsächlich eine Infektion menschlicher Zellen verhinderte.


Die Wirksamkeit muss noch nachgewiesen werden

Offen bleibt allerdings noch die Frage, ob dies auch für das neue Virus gilt. Zwar versuchten die Forscher, dies im Labor zu untersuchen. Die In-Vitro-Versuche blieben allerdings erfolglos. Dies könnte aber durchaus damit zu tun haben, dass sich die Spike-Proteine des Virus im Körper noch einmal verändern. Dieser Prozess lässt sich im Labor nicht exakt nachstellen. Ähnliche Probleme sind beispielsweise auch vom Herpes- oder Influenzavirus bekannt. Die Forscher halten es daher durchaus für möglich, dass der neue Antikörper auch eine Ansteckung mit Covid-19 verhindert. Überprüft werden soll diese These nun zunächst mithilfe von Tierversuchen. Sollte sich die Vermutung der Forscher dabei bestätigen, wäre dies ein vielversprechender Ansatz zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen alle Coronaviren.

Via: Scripps

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