Während in den reichen Industrieländern die Impfquote bereits relativ hoch ist und Impfkampagnen derzeit eher deshalb an Fahrt verlieren, weil die Anzahl der verfügbaren Dosis die von an der Impfung interessierten Bürger übersteigt, hinken viele Entwicklungsländer noch weit hinterher. Einer der wesentlichsten Gründe hierfür ist, dass es schlicht an Geld fehlt. Die Hilfsorganisation Oxfam hat einen Vorschlag, um dieses Problem zu lösen: Eine Milliardärssteuer von 99 Prozent auf alle während der Pandemie gemachten Gewinne könnte die Impfungen finanzieren.


Armut und Ungleichheit hindern den Kampf gegen Covid-19

Eine solche Lösung könnte bis zu 5,4 Billionen US-Dollar einbringen – und selbst nach der Erhebung der Steuer wären die 2690 reichsten Milliardäre der Welt insgesamt noch 55 Milliarden Dollar reicher als vor der Pandemie, so rechnet Oxfam vor. Neben der Finanzierung der Impfung in ärmeren Ländern könnte weltweit so außerdem jeder Arbeitslose einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 20.000 US-Dollar bekommen. Die Zahlen stammen aus einer Analyse, die Oxfam in Zusammenarbeit mit der Fight Inequality Alliance, dem Institute for Policy Studies und den Patriotic Millionaires durchführte.


Oxfam kritisiert, dass der Kampf gegen das Virus von Armut und Ungleichheit untergraben werde. Weltweit gäbe es das Phänomen, dass die reichsten Menschen und Unternehmen nicht ausreichend besteuert werden. Die Hilfsorganisation hebt Argentinien als Positivbeispiel hervor. Das südamerikanische Land hat im Dezember 2020 eine einmalige Sonderausgabe für Reiche beschlossen, durch die 2,4 Milliarden US-Dollar eingenommen wurden.

13,5 Billionen Dollar im Besitz von Milliardären

Die Abgabe in Argentinien funktionierte so, dass Menschen, die ein Vermögen von mehr als 1,9 Millionen Euro besitzen, einmalig eine Abgabe von bis zu 3,5 Prozent auf ihr inländisches Vermögen zahlen müssen. Bei ausländischem Vermögen beträgt die Abgabe 5 Prozent. Mit dem Geld sollen unter anderem kleinere Unternehmen und sozial Schwache gefördert werden.

Mit dem Vorschlag einer Abgabe steht Oxfam nicht alleine da. Neben der UN, der IWF und der Weltbank forderten weltweit auch Politiker und Ökonomen wiederholte eine einmalige „Solidaritätssteuer“ sowie längerfristige Vermögensabgaben für die reichsten Menschen des Planeten, um die Auswirkungen der Pandemie zu lindern und Ungleichheiten entgegenzuwirken.

Laut Oxfam besitzen die Milliardäre auf dieser Welt insgesamt netto 13,5 Billionen US-Dollar. Vor der Pandemie seien es noch 8 Billionen gewesen. In den 17 Monaten der Pandemie sei das Vermögen der Milliardäre mehr angewachsen als in den 15 Jahren vor Covid-19.

Jeff Bezos könnte Impfungen für die ganze Welt bezahlen

Als Beispiel pickt die Organisation den Amazon-Gründer Jeff Bezos heraus, den derzeit reichsten Menschen der Welt. Dessen Vermögen sei während der Pandemie um 79,4 Milliarden Dollar gestiegen und betrage derzeit 192,4 Milliarden US-Dollar. Er alleine könne genügend Impfstoffe für die ganze Welt bezahlen, zöge es aber vor, sein Vermögen für eine Reise ins All auszugeben, so Oxfam. Im Juli startete Bezos mit einer Raumkapsel seiner Firma Blue Origin ins All. Die Organisation Patriotic Millionaires kommentierte dies mit folgenden Worten: „ Vor sechzig Jahren schickten wir den ersten Amerikaner ins All, der höchste Einkommensteuersatz betrug seinerzeit 91 Prozent. Heute startete ein Milliardär ins All, nachdem er jahrelang einen echten Steuersatz von weniger als einem Prozent gezahlt hatte.

Bei den Patriotic Millionaires handelt es sich um eine Gruppe von Einzelpersonen mit einem Jahreseinkommen von mindestens einer Million US-Dollar oder einem Vermögen von mehr als 5 Millionen. Sie setzt sich für die Anhebung des Mindestlohns sowie eine progressivere Steuerstruktur ein.

via Oxfam

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